James Patterson hat mit diesem Werk einen äußerst spannenden Thriller
hingelegt. Ein perverser Frauenmörder treibt in Washington sein Unwesen. Erneut
muss Detektiv Alex Cross, schon bekannt aus den Vorgängerbänden Pattersons,
ermitteln. Das Buch wird aus zwei Perspektiven geschildert: zum einen in
Ich-Form aus der Sicht von Alex Cross, der den Stand der Ermittlungen in dieser
Angelegenheit beschreibt. Die andere Perspektive ist die des Mörders, wobei
hier Szenen leider sehr voyeuristisch geraten sind und die Beschreibung des
Sadismus der Morde meiner Meinung nach zu sehr ausgewalzt wird.
Nach dem fulminanten ersten Drittel lässt der Roman jedoch nach. Nachdem Liebe
und Sex ausführlich zu ihrem Recht gekommen sind (als Alex Cross mit seiner
Geliebten ein Baby zeugt), wird diese kurz darauf entführt. Und hier wird das
Ganze dann total unwahrscheinlich. Im gesamten Plot wird der Grund der
Entführung nicht aufgeklärt, Christine, die Geliebte, taucht einfach - mit
Baby - am Ende erneut auf. Warum sie entführt wurde und weshalb sie am Leben
blieb, wird nicht geklärt - hier mußte wohl ein "Happy end" her -
bevor der psychopathische Killer, der sich als britischer Botschaftsangehöriger
und Ex-Geheimdienstler entpuppt, am Ende entkommt und seine Familie noch am
Schluss bestialisch ermordet.
Nein, also mich konnte dieser Thriller in Puncto Plot und Handlungslogik nicht
überzeugen. Dass die Charaktere nicht ausgeleuchtet werden und streng
dualistisch - hier die absolut Guten, dort die abgrundtief Bösen - gezeichnet
sind, mag in einem Thriller, dessen Betonung auf dem Aufbau und der
Durchführung des Spannungselementes - im Gegensatz zum Kriminal- oder
Detektivroman, wo dem logischen Plot größere Bedeutung zugemessen wird, noch
angehen.
Allerdings sollte die Handlungslogik auch nicht über Gebühr strapaziert werden
und dies geschieht hier - im Gegensatz zu den Vorgängerbänden - in nicht mehr
nachvollziehbarer Art und Weise.
Fazit
Schade, ein Schnellschuss; spannend, aber leider nur im ersten Drittel wirklich
gut.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 27. August 2003 2003-08-27 11:58:23