Filmgötter und Lebensklugheit
Mafia Honey ist sein voller Name. Kurz aufgewachsen in Charleston, Sussex, in
einer Familie sich durchaus zuwendender Menschen und eines Hausmädchens namens
Mrs. Higgins.
Der vorhergehende Wurf, das waren die Schlauen, keine Frage. Aber dieser hier
mitsamt dem "Malteser", mit dem sich Mrs. Higgins zu Beginn des Buches
intensiver beschäftigt, dass sind die Charmanten. Schön und charmant. Gute
Voraussetzungen für den weiteren Lebensweg des kleinen "Maltesers",
denn kein geringerer als "The Voice" Sinatra wird diesen Hund der
strahlendsten Filmgöttin jener Tage, Marilyn Monroe, zum Geschenk machen. Keine
geringere als Natalie Wood's Mutter reist nach England, um den kleinen Hund
wohlbehalten in die neue Heimat zu bringen. Übrigens, wie Sinatras Assistentin
betonen wird, "das einzig nützliche Geschenk, dass Frank je gemacht
hat".
Schon diese ersten Namen zeigen, dass in diesem Buch die "goldene
Ära" Hollywoods zum Leben erweckt werden wird. Und die Charakterisierung
durch seine Assistentin zeigt (und das im Verlauf des Buches nicht nur, was
Sinatra angeht), dass O'Hagen seine Sicht von der Innenseite her, nicht von der
fast heiligen Betrachtung von außen her entwickelt. Maf nun wird seinen Weg auf
vier Beinen innerhalb dieser illustren Gesellschaft verbringen und zugleich
seine Zuneigung zum "einfachen" Volk nicht hinten anstellen
Und durchaus schlau ist er zudem, da hat sich Mrs. Higgins vielleicht ein wenig
getäuscht. Bodenständig klug, könnte man sagen, denn in all dem Getümmel
Hollywoods jener alten, großen Tage macht sich Maf seine Gedanken. Treffsicher
fasst er das Leben in kurze Sätze zusammen, ebenso treffsicher kann sich der
Leser auf seine Menschenkenntnis verlassen, denn die Vielzahl der Personen und
Persönlichkeiten, die im Buch bei der Monroe ein und ausgehen wird von ihm
aufmerksam betrachtet und präzise in ihrem Wesen erfasst. Denn das, ist, so
sagt es Maf nicht ohne Überheblichkeit, das größte Talent des Hundes. Dass er
die wahren Gedanken jener erspürt und behält, auf die er trifft.
Intensiv recherchiert und wunderbar formuliert lässt Andrew O'Hagen mit den
Erlebnissen und Einsichten von Maf, dem Hund, nichts weniger zu Worte kommen als
den Mythos des "american dream". Zu einer Zeit, in der Stars noch
wirklich unerreichbare, glänzende Sterne am Himmel waren und die nackte
Realität vom Betrachter gar nicht gewusst werden wollte.
Natürlich ist, neben Maf, Marilyn die eigentliche Hauptfigur. Auf Schritt und
Tritt begleitet der Hund den Star, selbst im Friseursalon, in dem Kenneth
absolutes Hundeverbot ausgesprochen hat, nachdem sein geliebter Hund und
Wegbegleiter durch einen Unfall um sein Hundeleben kam, ist Maf die einzige
Ausnahme. Für Marilyn Monroe tut jeder alles. Nur nicht das Eigentliche. Denn
O'Hagen spinnt in seinem Buch nicht alte und bekannte Geschichtchen durch die
Seiten, sondern entfaltet das Bild einer ganzen Epoche in der Person Marilyn
Monroes.
Anhand ihres Versuches, das eigene Image zu ändern, als ernsthafte
Schauspielerin und Person gesehen zu werden statt nur als das begehrenswerte
Blondchen, erlebt Maf mit dem Leser mit, wie abwehrend und chauvinistisch das
Umfeld mitsamt Arthur Miller (dem "sozialistischen" Schriftsteller,
der für sich selbst allerdings das Geld überaus liebte, wie Marilyn freimütig
erzählt) auf solch Versuche eines eigenen Weges reagiert. Marilyn ist für
jeden eben eine konkrete Illusion und hat das gefälligst auch zu bleiben. Bis
sie daran zerbricht.
Fazit
Altklug, überheblich, treffsicher, beständig kommentierend und mit klarer,
eigener Meinung, so schickt O'Hagen seinen vierbeinigen Protagonisten ins Rennen
und versteht es doch, an den entscheidenden Stellen leise und sensibel
aufzuzeigen, dass die Fassade eines Menschen nicht das Leben ausmachen kann.
Voller Humor, aber auch mit Drama, gelingt ihm so eine Entzauberung der
"alten Welt" des Starrummels und ein Verweis auf die Notwendigkeit,
den ganz eigenen Weg wirklich zu gehen und sich nicht in der eigenen Fassade
festhalten zu lassen. So, wie Maf ihn durchaus geht. Ein ganz wunderbares Buch.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 20. Mai 2011 2011-05-20 15:00:22