Das Zeitalter der Fünf 1. Band
Für ihre erste Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier erhielt Trudi Canavan
dieses Jahr den Deutschen Phantastik Preis als bestes ausländisches Werk. Ich
persönlich hielt diese Trilogie lediglich für gutes Mittelmass und konnte
daher nicht verstehen, warum sie gewählt wurde. Dieser Publikumspreis zeigt
jedoch deutlicher, als jede Buchkritik, wie beliebt die australische Autorin in
Deutschland ist. Zum ersten Mal, seit ich die Vergabe des Preises verfolge,
liess eine ausländische Autorin vom deutschen Verlag eine Grussbotschaft
verlesen. Allein diese Geste hat sie in der Gunst ihrer deutschen Leser noch
etwas steigen lassen.
Mit der neuen Trilogie hält der Verlag auch an der Titelgebung der ersten
Trilogie fest. So nennt er den ersten Teil einfach nur Priester, während er im
Original Die Priesterin der Weißen betitelt ist. Angenehm an dem Auftaktband
ist die Vielzahl der Figuren, die dem Leser vorgestellt werden und damit viele
abenteuerliche Handlungswege vorgeben. Das hält den Roman abwechslungsreich und
spannend. Eine der lesenswertesten Handlungen und humorvollsten ist die Handlung
um das Haustier von Auraya. Das in der deutschen Übersetzung Unfug genannte
telepathische und Eichhörnchen ähnliche Tier findet schnell Gefallen beim
Leser. Die handlungsführende Hauptperson ist in jedem Fall das Mädchen Auraya.
Sie wächst behütet in einer Gemeinschaft in Ithania auf. Sie ist lebhaft und
aufgeweckt und an allerlei Dingen interessiert. Ihre Mutter ist krank und nur
ein Traumweber kann ihr helfen. Doch die Traumweber sind eine verbotene
Gemeinschaft. Bei einem Angriff durch fremde Krieger gelingt es Auraya eine
Lösung zu finden, bei der alle Beteiligten gut dastehen. Das macht sie für den
örtlichen Priester interessant, der sie ausbilden lässt. Jahre später. Die
junge Priesterin wird zur Nachfolge in die Gruppe der fünf Weisen gewählt, die
damit zu einer direkten Vertreterin der fünf Götter auf Erden wird. Die Ehre
bedeutet jedoch auch viel Verantwortung, die durch Ränkespiele und offene
Bedrohung nicht leicht zu tragen ist. Gleichzeitig ist es jedoch auch ein
Standpunkt, der einlädt, neue Freunde und fremde Völker, die an Fische oder
Vögel erinnern, kennen zu lernen, sich aber auch Feinde zu schaffen. Als
Gläubige ihrer Religion bekommt sie jedoch schnell ein Problem. Denn sie
verliebt sich ausgerechnet in einen Traumweber, der zu den Naturmagiern zählt
und damit ein Heide, ein Ungläubiger ist. Aus dem Gefühl der Liebe zu dem
Heiler ergibt sich natürlich ein Konflikt, der nicht nur gefühlsmässig
sondern auch religiös ausgetragen wird. Dabei war sie gerade dabei, eine
Aussöhnung zwischen Priestern und Traumwebern herbeizuführen. In den weiteren
Handlungsabläufen lernen wir jede Menge liebens- und hassenswerte Personen
kennen. Dabei ist es von Vorteil, erst einmal einen Blick in das angehängte
Glossar zu werfen, damit man mit all den neuen Begriffen zurecht kommt. Ist dies
geschehen verliert sich die Verwirrung und wird aus der Vielzahl von Handlungen,
Personen und Begriffen eine in sich stimmige Erzählung. Mich persönlich stört
ein wenig die 'Nina Ruge Platitüde' "Alles wird gut". Denn immer wenn
es für Auraya schwierig wird, erhält sie neue Gaben und kann sich aus ihren
Schwierigkeiten befreien. Anders dagegen die Hexe, die aus Geldmangel als Hure
arbeitet, da geht es eben nicht das Götter helfend eingreifen.
Fazit
Trudi Canavan bedient sich in vielen Dingen der altgedienten Fantasy, dann
wieder überzeugt sie mit neuen oder ungewöhnlichen Ideen. Ein fesselnder Mix,
der mir in der Ausführung besser gefällt als ihre erste Trilogie. Und sie
stellt wieder eine zauberkundige junge Frau in den Mittelpunkt ihrer Erzählung.
Dabei lässt sie sich viel Zeit, bis etwas geschieht. Als erzählerischer
Grundstein, wenn auch ohne grosse Entwicklung der Figuren, ist dies dann doch
als wichtig anzusehen. Lassen wir uns überraschen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 23. Dezember 2008 2008-12-23 15:08:23