Der mittlere Weg zwischen Askese und Hedonismus
Eine religiöse Sehnsucht, eine spirituelle Seite, das kennt (fast) jeder Mensch
von sich selbst. Und auch Untersuchungen zeigen eindeutig, dass Religiosität
und Spiritualität wichtige Themen sind, mit wieder zunehmender Bedeutung. Nicht
unbedingt im Sinn der verfassten Kirchen oder vorfindlichen, religiösen
Vereinigungen, dennoch aber sind die Fragen nach dem "Mehr als das, was man
sieht", nicht von der Hand zu weisen.
Einen ganz eigenen, erkennbar buddhistisch geprägten, Ansatz wählt Udo Grube,
der nun, nach dem weltweit beachteten Dokumentarfilm "Bleep", der auch
ihn selbst tief beeindruckte, einen Teil der Sache in und um "Bleep"
in Buchform vorlegt.
Wie geht das heute, den "inneren" Weg einzuschlagen und Orte der
Spiritualität in sich und um sich zu finden? So, wie es seit Jahrtausenden in
verschiedener Weise von den großen Religionen vorgeschrieben und angeboten
wird? Oder auch ganz anders? Nämlich auch mit drei Whiskey Cola (was nicht ganz
im Sinne des Christentums und schon gar nicht im Rahmen des Islam möglich
wäre).
Schon der Titel macht eines ganz deutlich: Spiritualität im Sinne Grubes hat
nicht Askese und Weltverneinung zur Voraussetzung, sondern findet dort ihren
Ort, wo unverfälschte und tiefe Lebensfreude mit hinzutritt. Das kann
sicherlich für manche auch im Rahmen einer Entsagung vonstatten gehen,
Voraussetzung aber eben ist das nicht. Das führt zum zweiten grundlegenden
Gedanken Grubes. Spiritualität ist immer ein individueller, kein verfasster
oder nach allgemeinen Regeln stattfindender, Weg.
Wie Grube seinen persönlichen Weg fand, was für ihn notwendige Wegpunkte der
spirituellen Entdeckungsreise sind, das beschreibt er im Buch. Und zudem auch
jene Erlebnisse, Gespräche, an denen es für ihn eben nicht
"gezündet" hat, auch wenn er durchaus ernsthafte und reife
spirituelle Lehrer (u.a. auch den Dalai Lama) auf diesem Weg getroffen hatte.
"Es gibt keine eine Wahrheit", dass ist durchaus als Leitsatz des
Buches zu verstehen. Mit einer Ausnahme vielleicht. Allgemeingültig in den
Augen Grubes ist es, dass man sich zu entscheiden hat. Der Weg des Lebens ist
fließend, Richtungsänderungen sind jederzeit möglich, die "innere
Seite" des Lebens ist da und kann erlebt, ergriffen werden. Aber einer
Entscheidung bedarf es. Keine Entscheidung zu treffen, nur sich treiben zu
lassen, passiv, das zerstört den inneren Kern eines Menschen und verschließt
den Zugang zu spirituellen Momenten. Eine "Askese auf Zeit", eine
befristeter "Rückzug", das macht also durchaus Sinn, um den eigenen
Weg zu erahnen und die eigenen Kräfte freizusetzen. Aber nicht als dauerhafte
"Weltentsagung" ist dies in den Augen Grubes zu verstehen.
Vom eigenen Hintergrund her, und das ist auch am Duktus des Buches erkennbar,
findet Grube seine Wurzeln im Buddhismus. Allerdings in einem Buddhismus, der
die Regeln nicht als eherne Gesetzte betrachtet, der eher dem aktuellen Sein als
dem rituellen Ablauf zugewendet ist. In dem sich innere Erkenntnis und
Lebensfreude (samt Whiskey, der für Grube nur ein Symbol des Erdverbundenen,
des Daseins überhaupt darstellt).) in keiner Form ausschießen.
Ein Buch, dass mit spürbarer Sympathie für den Leser Mut machen will für den
ganz eigenen Weg. "Es gibt nicht den richtigen Weg,. Jeder hat seinen ganz
eigenen.... Weg) zitiert Grube William Arntz im Buch.
Fazit
Zu diesem Weg Mut zu machen, ein Ohr für die "Innenseite" des Lebens
zu entwickeln und dafür Handlungen, Orte, Stimmungen zu finden, die individuell
und persönlich diesen Weg eröffnen, dafür plädiert Grube und dafür ermutigt
sein Buch. Anhand vieler Themen, Anekdoten, Erinnerungen und persönlicher
Erfahrungen schildert er seine ganz eigenen Erkenntnisse, die dem Leser
Anhaltspunkte bieten können. Mehr nicht, denn alles weitere ist persönlich
auszuformen. Verständlich und humorvoll geschrieben bietet das Buch
vielfältige Impulse für die eigene spirituelle Suche. Interessant und
lehrreich
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. Mai 2011 2011-05-02 15:29:40