Eine deutsch-deutsche Karriere
Wolfgang Lippert ist durchaus bekannt. Sicher zunächst aus seinem eher
"Gastspiel" zu nennenden Part als Moderator von "Wetten
Dass", durchaus aber auch aus verschiedenen anderen Tätigkeiten und
Auftritten im Fernsehen.
Seine Bekanntheit unterliegt allerdings einem, aus der allgemeinen und seiner
Lebensgeschichte resultierenden, deutlichem Gefälle. In den östlichen
Bundesländern ist er überaus und breit bekannt, in den westlichen
Bundesländern eher einer, bei dessen Namen man doch die ein oder andere Minute
genauer überlegen muss.
In der ehemaligen DDR war "Lippi" einer der bekanntesten Moderatoren,
Fernsehschaffenden, Sänger überhaupt und ihm erging es wie einer Vielzahl
seiner ostdeutschen Kollegen nach der Wende. So richtig auf die Showgrößen der
DDR gewartet hatte im vereinigten Deutschland niemand. Vieles musste neu
angegangen, neu erarbeitet werden und bei weitem nicht alles gelang dabei.
Ungeübt war man auch im Umgang mit den professionellen Strukturen und leicht
unter die Räder konnte man da kommen. Auch davon erzählt Lippert im Buch.
Geschichten von Misserfolgen und auch persönlichen Niederlagen, die Wolfgang
Lippert in keiner Weise scheut oder auslässt in seiner nun vorliegenden
Autobiographie. Im Gegenteil, statt einer glanzvollen Fassade und einer
Darstellung beständig guter Laune, präsentiert sich Lippert durchaus
reflektiert, besonnen und nachdenklich. In durchaus ironischer Sprache, mit viel
Wortwitz versehen, dennoch aber jederzeit in klaren Aussagen erkennbare und ohne
ein Blatt vor den Mund zu nehmen, lässt er seine Lebens- und Karrierejahre
Revue passieren, berichtet von für ihn wichtigen Begegnungen mit manchen
Prominenten aus Ost und West, schildert die Arbeitsumstände in der ehemaligen
DDR, seine Erfolge, seine Prominenz (samt der freudigen Vorteile, die damit
einhergingen) und eben von jenem Moment, in dem im Raume stand, dass es
"auch mit Lippis Karriere" vorbei sei. Und das aus dem Mund des damals
zuständigen SED-Parteisekretärs Achim Falk, das hatte durchaus schon Gewicht.
Ein frischer, aber auch deutlich kälterer Wind kündigte sich an. Eine
Situation, die Lippert durchaus bereit war, anzunehmen. Überdeutlich stellt er
im Buch heraus, dass es eben "frisch" nicht ohne "kühl"
geben kann, wenn die verrammelte Wohnstube nun endlich geöffnete Fenster nach
allen Seiten hat.
Vielfache Erfahrungen und eine innere Bereitschaft, sich dem Neuen zu stellen,
die ihn dennoch nicht davor bewahrt haben, unglaubliche Angst vor dem Abenteuer
"Wetten dass" zu empfinden. Eine Episode, die mit einer heftigen
Enttäuschung endete, denn was die "großen Jungs" unter Freundschaft
verstehen ist nicht das, was der "olle Lippi" darunter versteht.
Hier spricht einer, der bei sich angekommen ist. Vielfache, bunte, farbige
Geschichten sind es, die im Buch zu finden sind und ein Autor, der es versteht,
seine Mitmenschen, Kollegen, alle, auf die er trifft, in wenigen Sätzen auf den
Punkt zu charakterisieren
Hier und da überzieht Lippert ein wenig mit seinen Sprachspielen und seiner
schnoddrigen Art, hier und da wird es vielleicht ein wenig zu persönlich (und
wäre daher besser, auch im letzten Teil das Private genauso diskret hinten
anzustellen wie vielfach zuvor im Buch).
Im Gesamten bietet das Buch jenen, die Lippert seit Jahrzehnten bereits kennen,
interessante Einblicke auch in die eigene Vergangenheit und allen Lesern einen
Blick auf einen direkten und klaren Lebensweg, der von sich selber auch durch
Misstöne, Enttäuschungen und Misserfolgen zu sprechen versteht. Einer, der,
statt immer im Mittelpunkt zu stehen, nach einem langen Weg spürbar seine
eigene Mitte gefunden hat.
Fazit
Im Gesamten bietet das Buch jenen, die Lippert seit Jahrzehnten bereits kennen,
interessante Einblicke auch in die eigene Vergangenheit und allen Lesern einen
Blick auf einen direkten und klaren Lebensweg, der von sich selber auch durch
Misstöne, Enttäuschungen und Misserfolgen zu sprechen versteht. Einer, der,
statt immer im Mittelpunkt zu stehen, nach einem langen Weg spürbar seine
eigene Mitte gefunden hat.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. Mai 2011 2011-05-02 15:26:01