Am Schlagerhimmel der Unbedarften
Paulus Vennebusch ist ein etablierter Autor im Bereich Comedy in Deutschland.
Nicht nur als Gag Lieferant für Olli Dietrich, Anke Engelke, Ingo Appelt und
viele andere hat er sich einen Namen gemacht, auch ganze Bühnenprogramm wie das
von Guido Cantz oder Ingolf Lück hat er mit verantwortet.
Dieser Paulus Vennebusch hat nun einen ganz eigenen, persiflierten, mit warmen
Humor und spitzer Ironie versehenen, Schlagerkosmos um seine beiden
Protagonisten, den "katholisch tiefgläubigen" (und hemmungslos
naiven) Jürgen Schober samt seinem kongenialen Pendant, den
"geerdeten" (und letztlich diskret dumpfen) Manfred Trenk erschaffen.
Zwei Männer, die sich just zur gleichen Zeit auf der Entbindungsstation
antrafen und, ganz im Gegensatz zum eigentlich modernen Mann, diese jeweilige
Entbindung auf althergebrachte Art und Weise begehen, in der Kneipe um die Ecke.
Schober, der "Guitar Hero", sein Leben als Sportlehrer im wahrsten
Sinne des Wortes "fristend" der nach Jahren des Übens mindestens drei
verschiedene Akkorde beherrscht und Trenk, der Bäcker mit Leib und Seele,
dessen gewaltige "Böhm Orgel" Zeit seines Lebens als Ablagetisch
diente. Schöpfer so unvergleichlicher Songs wie "Sandro, der Junge mit den
grünen Sandalen" oder "Giganten der Zärtlichkeit" oder gar
"0 zu 1 für die Liebe".
Ein Duo, dass, aus der Feder Vennebuschs heraus, ohne jedes dafür können oder
dazu tun, aus dem Rohmaterial der legendären "Bergheimer Sessions"
(von Kennern als Katzenmusik bezeichnet) erkleckliche Verkaufszahlen und
ausverkaufte Tourneen heraus kreieren, den täglichen Kampf mit ihren Frauen und
dem Ruhm auszufechten haben, von ihrem Manager mit warmem Blick an jeder Nase
herumgeführt werden und letztlich vor den Trümmern ihrer (unglaublichen und
durch nichts gerechtfertigten) musikalischen Karriere stehen. Und das alles,
nachdem die ersten Auftritte im privaten Familienrahmen für erschreckende
Fluchten diverser Feiernder gesorgt hatten. Werden die beiden doch noch mitten
in ihrem Leben ankommen, angesichts solch harter Rückschläge und solch miesen
Verrats?
Immer wieder gelingt es Vennebusch, die "wahren" Hintergründe dieser
unbedarften und unbeleckten Männer samt der erschreckenden, aber natürlich gar
nicht wahrgenommenen Reaktionen der Fachwelt wunderbar ins Licht zu rücken.
Liebevoll gestaltet er eine ganz eigene Welt, beginnend mit einem
biographischen Blick auf das Leben beider Un-Musiker und das Ergehen privat, auf
der Bühne und an den Instrumenten des Lebens. Persifliert, übertrieben, nie
aber bitterböse oder gar zynisch, übersteigert Vennebusch die Welt des
Schlagers und der Karrieren, der Printmedien und der Radiostationen einerseits
zum Wegwerfen komisch, andererseits durchaus mit dem ein oder anderen
erhellenden Blick hinter die Kulissen. Wie ein völlig unbegabtes Etwas durch
reinen Zufall (besser Unfall) durch die Presse ins Rampenlicht von
"Fans" gerät, dass ist schon auf den Punkt gebracht.
Kritisch anzumerken bleibt nur, dass bei einem Comedy-Bühnenprogramm in
regelmäßigen Abständen die Aufmerksamkeit neu fesselnde Themenwechsel
stattfinden, welche auf den knapp 250 Seiten des Buches nun nicht im Raume
stehen. Das führt unweigerlich auf Dauer zu der ein oder anderen
Ermüdungserscheinung, trotz des umfassend und in sich schlüssig konstruierten
"Lebenskonzeptes" der "Papis", jener "Giganten der
Zärtlichkeit", die von unten nach ob, wieder nach unten und zum Schluss
dann doch mitten in ihrem Leben ankommen.
Fazit
Witzig, ironisch, immer wieder voller Seitenhiebe und indirekt die
Inhaltslosigkeit einer ganzen Musiksparte auf die Schippe nehmend ist Paulus
Vennebusch im Gesamten ein höchst vergnügliches Buch gelungen, dass ob der
Gleichheit des Stils und der Konzentration auf ein einziges Thema die ein oder
andere Länge nicht vermeiden kann. Durchaus aber ein anregendes, lustiges und
überwiegend einfach erfrischend komisches Buch.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 22. März 2011 2011-03-22 14:24:47