Krimiland Nordeuropa
Seit Jahren bereits entwickelt sich der Norden Europas mit seinen Wallanders,
Mankells, Larrsons und durchaus noch beachteten anderen Autoren zu einer
Heimstatt für hochwertige Thriller und Kriminalromane.
Eine Qualität und bekannte Namen, hinter denen sich Ilkka Remes mit seinem
neuen Buch keineswegs zu verstecken braucht.
Eine komplexe Geschichte ist es, die er, in Finnland beginnend, zu erzählen
weiß. Eine Geschichte, in der so manches, was zu Anfang eindeutig erscheint,
noch lange nicht die wirkliche Lösung beinhaltet. Die Lösung für zunächst
einen und dann deren drei Morde, jeweils an Frauen begangen, jeweils mit einer
ähnlichen Vorgehensweise versehen.
Schnell ist bereits nach dem zweiten Mord das Wort "Serienmörder" in
aller Munde und bald auch ein Hauptverdächtiger gefunden. Doch der frühe
Schein trügt in mannigfaltiger Hinsicht. Der Hauptverdächtige wird entlastet
und andere Ermittlungsergebnisse lassen auch die Frage eines Serienmörders in
einem anderen Licht erscheinen. Alle drei ermordeten Frauen kannten sich,
gehörten zu einer Gruppe (und Glaubensgemeinschaft) von vier Freundinnen. Die
vierte der Frauen, Saara, befindet sich zur Zeit auf einer Auslandsreise, das
letzte Treffen der Frauen fand am Abend vor Saaras Abreise statt. Saara selbst
ist unauffindbar, irgendwo im Irak, verschwunden, wie sich bald herausstellen
wird, wurde sie entführt.
So wird im Lauf des ersten Teils des Buches bald deutlich, dass ganz andere,
völlig unvermutete Interessengruppen schon im Vorfeld der Morde im Blick auf
die vier Freundinnen tätig waren.
Neben der Ermittlerin Johanna Vathera macht sich verständlicherweise auch
Saaras Mann auf, nach seiner Frau zu suchen, er reist ihr nach, nach einem
ominösen Besuch eines undurchschaubaren Mannes, mit dem das Buch wiederum eine
neue Dimension erhält. Aus einem Kriminalfall um einen möglichen Serienmörder
wird eine Geheimdienstaktion, die alle Beteiligten in tödliche Gefahr bringen
wird und im Verlauf derer zudem noch die Kirche ein gewichtiges Wort mitzureden
haben wird. Denn Saara war nicht als Touristin im biblisch geschwängerten
Gebiet des Nahen Ostens unterwegs.
So entwickelt Ilkka Remes Schritt für Schritt aus der menschenleeren und kalten
Waldlandschaft Finnlands und dem zunächst klar umrissenen Mord an einer Frau
über das überschaubare Heimatdorf der Freundinnen, zweier weiterer Morde und
der sich ständig ausweitender Ermittlungen und hinzutretender Protagonisten
einen international handelnden Thriller von beachtlicher Komplexität. Eine
Komplexität, die in sich in der Vielfalt der auftretenden Personen und der
verschiedenen Erzählperspektiven erst langsam und dann, zum Finale des Buches
hin, mit hohem Tempo zu einem Gesamtbild zusammensetzen.
Fazit
Illka Remes versteht es, verschiedene und teils lose wirkende Fäden durch den
Roman zu ziehen, die alle für sich bereits einer Aufklärung bedürfen. Wer hat
die Frauen ermordet? Warum wurde Saara entführt? Was haben Geheimdienstagenten
für Interessen an diesem kleinen Ort in Finnland? Wird Saara überleben? Findet
ihr Mann sie zu rechten Zeit? Was genau suchte (und fand vielleicht) Saara im
Irak?
Anhand der handelnden Figuren, die Remes emotional dicht zu schildern versteht,
entfaltet er so auf den Seiten des Buches eine überlegte und in sich
schlüssige Geschichte, die mit immer neuen Wendungen zu überraschen versteht
und durch die sorgfältig gezeichneten Figuren getragen wird. Ein intelligenter
Thriller, der den Rahmen eines einfachen Kriminalromans bei weitem sprengt und
der die Neuauflage durchaus rechtfertigt..
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 21. März 2011 2011-03-21 13:55:56