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Heinrich von Pierer: Gipfelstürme

Gipfelstürme

von Heinrich von Pierer
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-430-20027-1

Preis: 5,29 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Höhen und Tiefen

Er war eine zeitlang everybody Darling, vor allem in der Politik und hier vor allem bei Angela Merkel. 13 Jahre lang stand er nicht nur an der Spitze des Weltkonzerns Siemens, sondern war auch einer der einflussreichsten Wirtschaftsführer Deutschlands. Die letzten, großen Schlagzeilen aber (und das waren nicht die einzigen in dieser Richtung) warfen dunkle Schatten auf die vermeintliche Lichtgestalt.

Der Verkauf der Handy Sparte von Siemens, der fehlgeschlagene Versuch in der Halbleiterproduktion, vor allem aber die umfangreiche und weltweit Wellen schlagende Aufdeckung der Bestechungspraxis bei Siemens sind jene Ereignisse, die massiv in Erinnerung bleiben werden und mit seinem Namen verknüpft sind.

Eigentlich somit durchaus verständlich, dass es ihn drängte, vieles aus eigener Sicht zu beschreiben, wo in seinen Augen nötig, zurecht zu rücken, ganz allgemein eine Art der erweiterten Rechenschaft über Fehler, Niederlagen, aber natürlich auch geschäftliche und persönliche Erfolge abzulegen.

Offenkundig ist dies auch der Schwerpunkt und Fokus des Buches. Sein Werdegang im Vorfeld wird recht schnell abgearbeitet, von den ersten Zeilen des Buches an scheint deutlich zu sein, dass hier jemand schreibt, der sich selber über seine Arbeit alleine definiert. Selbst das spätere Kapitel über politische und soziale Verantwortung zeigt wenig vom privaten Menschen von Pierer, immer steht die Person eingebunden in die geschäftliche Verantwortung und die weitreichenden Entscheidungen im Raum. So mag das Kapitel, dass er "Kapitän auf der Brücke" benennt, deutlich aufzeigen, wie er sich selber sieht, wie auch der Titel "Gipfel-Stürme" ja vor allem verdeutlicht: Da ist einer, der auf dem Gipfel tätig war.

Zum Glück schreibt von Pierer durchaus interessant und gibt viele Hintergrundinformationen, eine reine Selbstbeweihräucherung ist das Buch nicht, auch wenn natürlich im Ton zwischen den Zeilen heraus zu lesen ist, wie sehr ihn der eigene Absturz. In diesem Zusammenhang ist es natürlich eine offenkundige Beobachtung am Buch, dass die Vorgänge um die Korruption im und um das Unternehmen von von Pierer ausgespart werden.

Neben diesen Zwischentönen, die durchaus an manchen Stellen in den Vordergrund treten, enthält das Buch aber durchaus und in weiten Passagen hochinteressante Einblicke in die Entscheidungsabläufe und die jüngere Geschichte eines Industrieriesen. Der Kampf um einen adäquaten Aktienwert und die ständige Abwehr von Übernahmeversuchen und Gerüchten erhellt die Unternehmenspolitik der breiten Ausweitung zu bestimmten Zeiten. Der Blick auf die Abläufe von Geschäften in China zeigt auf, wie schwierig oft ein Fuß fassen in China sich darstellt und welche Gefahren im Raume stehen. Gerade auch in den Kapiteln, in denen von Pierer das Scheitern auf diversen Geschäftsfeldern einräumt und beleuchtet, geben einen spannenden Einblick in die Unwägbarkeiten des Marktes, aber auch die schwerfällige Entscheidungsstruktur eines solch großen Unternehmens und der Rahmenbedingungen.
Fazit
Das Buch beinhaltet interessante Einblicke in die Welt an der Spitze eines Industriegiganten, Schilderungen von Entscheidungsabläufen, ein Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte und das Erkennen eines Charakters, der sich stark über seine berufliche Karriere und seine berufliches Handeln definiert. In den Zwischentönen, sind auch die Verletzungen durch den "Absturz" von Pierers zu erkennen. Eine interessante Lektüre allemal.
6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 18. März 2011

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