Nah und Fern
Arktis und Antarktis, dass sind die Faszinationen für Paul Nicklen, bei deren
Erkundung und Dokumentationen er ein ums andere Mal in schwierige bis
gefährliche Situationen geriet.
Er selbst nennt diese beiden entgegen gesetzten Erdbereiche ungezähmt,
wunderschön, unbarmherzig und extrem gefährdet. Adjektive, die er in seinen
Fotografien, die im Buch in höchster Qualität vorliegen, einfängt und
mitzuteilen versteht.
Eine Welt, die ihm durchaus vertraut ist, denn aufgewachsen ist er auf Baffin
Island im hohen Norden Kanadas.
So legt er hier auch Zeugnis ab von der vertrauten Welt seiner Kindheit, seinem
Aufwachsen unter Inuit und seiner Verbundenheit mit dieser rauen, durch die
Erwärmung der Erde höchst gefährdeten Welt.
Dieses innere Interesse, seine Leidenschaft für die Landschaft und die Tiere
der Polarwelt spürt man seinen Bildern intensiv ab. Schon das erste Bild
innerhalb der Einleitung zeigt, unter welch schwierigen Bedingungen er seiner
Leidenschaft oft nachgeht, wenn sein Kopf und ein Teil seiner Taucherausrüstung
nur knapp aus einem ins Eis geschlagenem Loch herausschaut, ebenso, wie die
Nahaufnahme eines Portraitfotos eines spielenden Seelefanten intensiv berührt.
Genauso übrigens, wie die Massenaufnahme hunderter von Pinguinen in St.
Andrews.
Eine Arbeitsweise, die sich im Buch häufiger entdecken lässt. Nah und Fern
wechseln einander ab, Portraits, ein ganz nahes heranrücken einerseits und
dann, wie im öffnen des Weitwinkels, Weite der Landschaft und Gruppen von
Tieren. Nähe und Weite sind so ebenfalls Themen der Bilderwelt des Buches.
Die wunderschöne Abendstimmung über dem Lancaster Sund weist konkret auf die
aktuelle Problematik der Polarregionen hin. Wo vor hundert Jahren noch Massen
von Packeis sich übereinander schoben, treiben jetzt nur noch vereinzelte
Eisschollen durch das Meer.
Ereignisse, die Paul Nicklen zu zeigen, aber auch zu beschreiben weiß, wie vor
allem der Interviewteil aufzeigt, in dem er nicht nur über sich und seine
Arbeit, sondern auch über seinen Lebensweg, sein Aufwachsen im hohen Norden
Kanadas und seine Intentionen spricht.
Formal ist das Buch unterteilt in einen Einleitungsteil mit Weltkarte, sodann
den Blick auf die Arktis (hier vor allem empfehlenswert das Kapitel über das
Eis und den Kreislauf des Lebens), sodann gefolgt von einem illustren Blick auf
die Antarktis.
Ein ausführliches Interview, ein Blick auf Paul Nicklens Ausrüstungsliste und
einige biographische Informationen zum Autor runden das Buch zum Schluss dann
ab.
Fazit
Paul Nicklen ist ein intensiver, mitreißender, teilweise überwältigender
Einblick in die extremsten geographischen Zonen der Erde gelungen, der die
ungeheure Vielfalt an Landschaft, Tieren und Eindrücken in vielfachen,
wunderbaren Bildern aufzeigt. Und er legt den Finger in die Wunde der
ökologischen Veränderungen, die vieles von dieser Naturschönheit zu
zerstören drohen. Empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. März 2011 2011-03-14 15:41:33