Liebe, Abenteuer und mystische Kräfte
Nach ihren letzten beiden Romanen des historischen Genres um die Heilerin Irma
von Lindisfarn, deren geographische Rahmung im heißen Süden Europas
angesiedelt war, schickt die Autorin nun ein Schwesterpaar auf abenteuerliche
Reise in Schottland. Wobei im Kern die jüngere der Schwestern, Christina, als
Hauptperson des Buches konzipiert ist und den Hauptteil des Buches trägt.
Deren Aufgabe entwickelt sich zu der der Retterin der eigenen Schwester, in
deren Schatten sie doch eine Weile lang im Anfangsteil des Buches stand. Als die
Schwester einem Fluch zum Opfer fällt, zum Entsetzen des Königs, der ihr sehr
zugetan ist, muss Christina das eigene Leben riskieren, um ihre Schwester
Margaret zu retten. Eine Rettung, die vieles an Stationen hinter sich bringen
muss und manch abenteuerliche Situationen zu meistern hat. Abenteuer und
Gefährdungen, die durchaus aus einer Zwischenwelt auf Christina niedergehen.
Verfolgt von dämonischen Wesen, den apokalyptischen Reitern der Apokalypse des
Johannes, gelingt es ihr ein um das andere Mal nur aufgrund ihres Glaubens und
ihrer persönlichen Reinheit, den Ausgeburten der Hölle zu trotzen. Ein
ähnliches Motiv wie es Frodo im Anblick der Nazgul im Herrn der Ringe zu
bestehen hat.
Unterstützung findet sie in Person eines jungen Mönches, Niall. Ein Mann, mit
dem sie eine "Liebe auf den ersten Blick" verbindet, ein Retter in der
Not und ein treuer Wegbegleiter und Gefährte im Kampf gegen die dunklen
Mächte.
Die Liebe, die geschwisterliche Verbundenheit und die Gefährdungen des Lebens,
denen man nur mit einem starken Glauben begegnen kann, das sind die Kernmotive
dieses historischen Romans, der in der rauen, manchmal fast surrealen Landschaft
des mittelalterlichen Schottlands seinen Verlauf nimmt. Alte Naturreligionen,
urtümliche Lebensweisen, kontrastiert mit dem ebenso eher bodenständigen Leben
am Hofe des Königs und den vielfältigen, allgegenwärtigen Kämpfen und
möglicher Gewalt ergeben ein buntes, hier und da leider nur oberflächlich
beschriebenes Bild einer vergangenen, gefährlichen, mystischen Epoche.
Ein wenig dick aufgetragen erscheint die real werdende apokalyptische Vision der
Offenbarung des Johannes, in der fahle Reiter der Apokalypse mit aller Macht
versuchen, Christinas Rettungsversuch zu verhindern. Dennoch liegen in dieser
Verfolgung die spannenden Momente des Buches, von niederbrennenden Bauernhöfen,
aus denen unter Einsatz des eigenen Lebens Bewohner noch gerade so gerettet
werden bis hin zum Finale des Buches, indem der apokalyptische Reiter zerbrechen
wird.
Fazit
Flüssig und anregend versteht es Dagmar Trodler, zu schreiben und ebenso, die
Welt des Mittelalters im Schottland des 11. Jahrhunderts lebendig vor Augen zu
führen. Die klassische Geschichte von Liebe, Gefahr und Rettung findet hier
ein neues, durchaus unterhaltsames Gewand, wenn auch die religiösen Leitmotive
zu überwertig im Raum stehen und wunderhafte Rettungen, die auf die Reinheit
des Glaubens zurück zu führen sind, doch ein wenig unrealistisch und
merkwürdig spannungsarm wirken. Ansonsten aber ein unterhaltsamer Lesegenuss,
der einiges an historischen Personen und Begebenheiten geschickte mit der
romanhaften Ausgestaltung vermischt. Lebendig erzählt und in sich schlüssig
konstruiert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. Februar 2011 2011-02-25 15:42:31