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Lauren Oliver: Wenn Du stirbst, zieht Dein ganzes Leben an Dir vorbei, sagen sie

Wenn Du stirbst, zieht Dein ganzes Leben an Dir vorbei, sagen sie

von Lauren Oliver
Verlag: Carlsen Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-551-58231-7

Preis: 2,94 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Die zweite, dritte, vierte und x-te Chance

Zu sich selber zu finden, dass in sich zu entdecken, was man poetisch "die eigene Stimme im Chor des Lebens" nennen könnte, ist eine wesentliche Aufgabe im Leben eines Menschen. Ebenso, ehrlich und aufrichtig sein Leben den anderen gegenüber zu gestalten. Vor allem, wenn man sich einmal etwas mehr als nur oberflächlich dahingesagt verdeutlicht, dass die Zeitspanne zur Entwicklung einer solchen ganz eigenen Stimme, mithin der Entdeckung des eigenen Lebenssinns, beschränkt ist.
Am Horizont wartet der Tod (ein nicht angenehmes Thema, das deswegen gerne ganz an den Rand der Wahrnehmung verdrängt wird) und somit ist die Zeitspanne, etwas gutes, eigenes aus dem Leben zu gestalten, beschränkt.

In ihrem Debütroman verknüpft Lauren Oliver diese beiden Themen, die Frage nach dem Sinn und der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit mit der Beschränktheit des Lebens, dem Tod, der hier allerdings in ganz anderer Weise daherkommt, zunächst.

Sam ist eine typische, oberflächliche, amerikanische Heranwachsende, ein coller und überheblicher Teenager, wie er im Raume steht, deren wichtigstes Ziel Beliebtheit ist. Gemeinsam mit ihren drei Freundinnen ist sie einer der Stars der Schule und nutzt diese Position umfassend aus. Wehe, ein anderer Schüler kommt den vieren in die Quere, da wird gelästert und gemobbt, was das Zeug hält. Zudem steht Sam kurz davor, mit Rob weitergehende Erfahrungen im erotischen Bereich auf den Weg zu bringen. Doch all dies muss warten, denn zunächst stirbt Sam an den Folgen eines Autounfalls. Ein wichtiger Moment im Leben, könnte man sagen, wichtig übrigens auch noch für die letzten Seiten des Buches. Geschickt nämlich verwebt Lauren Oliver die Handlungsstränge Ihres Buches und dringt so, wie auch ihre Protagonisten Sam, von der Oberfläche in die Tiefe vor. Denn mit Sams Tod ist noch lange nicht Schluss.

Mit dergleichen Grundidee wie auch ein erfolgreicher Hollywoodfilm (und letztlich mit einem fast ähnlichen Anliegen) lässt die Autorin ihre tote Heldin am nächsten Morgen in einer Zeitschleife wieder erwachen. Der 12. Februar wird der Tag, den Sam immer wieder erlebt und, als sie begriffen hat, dass sie in einer Zeitschleife steckt, der Tag, den Sam beginnt, zu gestalten. Zunächst spielerisch, dann taucht sie tiefer ein in, auch in das zarte Gefühlserleben mit Kent, der zu Zeiten vor dem Unfall keine sonderliche Rolle in Sams Leben gespielt hat. Letztlich erkennt Sam zudem, dass eine ganz bestimmte Aufgabe auf sie noch wartet. Eine Aufgabe, die sie erst dann wirklich erfolgreichen erledigen werden kann, wenn sie einiges in sich entwickelt und erkannt haben wird. Vor allem, dass sie, gegen ihr bisheriges, oberflächliches und oft gehässiges Teenagerleben, die wirklich wichtigen Dinge des Lebens auf ganz anderer Ebene in sich selbst zu finden vermag, dringt erst langsam in ihr Bewusstsein. Bis sie zu dieser Erkenntnis reift, werden noch einige 12. Februare stattfinden müssen und eine ganze Reihe teils berührender, teils wunderbar humorvoller Ereignisse aus den Seiten des Buches steigen.
Fazit
Zum Glück, denn in der ihr ganz eigenen, bildhaften und fließenden Sprache, mit ihren vielen kreativen Ideen und Wendungen, ohne den roten Faden aus den Augen zu verlieren, ist Lauren Oliver ein wunderbares Buch gelungen, das viel weniger mit dem Tod und dem Sterben, viel mehr aber mit der bunten Vielfalt und Schönheit des Lebens zu tun hat. Sicherlich entwickelt sich das Buch in starker Anlehnung an "Und täglich grüßt das Murmeltier", setzt aber doch mit der Hauptperson Sam und der dramatischen Begleitumstände ganz eigene Schwerpunkte, die sich gerade zum Ende hin deutlich vom Happy End der Hollywoodkomödie unterscheiden. Ein Entwicklungsroman, der nicht nur für die Hauptzielgruppe der Jugendlichen einen Gewinn darstellt.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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veröffentlicht am 07. Februar 2011

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