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Marie-Sabine Roger: Das Labyrinth der Wörter

Das Labyrinth der Wörter

von Marie-Sabine Roger
Verlag: Hoffmann und Campe [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-455-40254-4

Preis: 22,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Poetische Schönheit

In wunderschöner, poetisch und bildreich fließender Sprache lässt Marie-Sabine Roger ihren Protagonisten Germain in der Ich-Form Kapitel für Kapitel seine intensive und anrührende Geschichte erzählen. Er, der bereits im ersten Satz verkündet, dass er seine 86jährige Freundin Margueritte zu adoptieren gedenkt, denn die Zeit ist knapp, alte Leute sterben gern.

Groß, massig, ungebildet, keineswegs aber grobschlächtig, dennoch unbeholfen durch sein Leben sich durchschlagend, lebt er im Garten seiner Mutter, in einem verfallendem Wohnwagen. Gelegenheitsjobs bringen ein wenig Geld, Schule und Bildung fehlen in seinem Leben, doch eine Liebe hat er gefunden, den Garten, den er hegt und pflegt. Und ein wenig noch zu Annette, wobei sich diese Zuneigung eher auf der körperlichen Ebene erschöpft. Ansonsten verstreichen seine Lebenstage, einer wie der andere, im einerlei der Stunden.

Bei einem Besuch im Park trifft er Margueritte, die alte Dame. Lesend, kultiviert, gebildet. Nicht lange dauert es, und eine seltsame, kaum passende, dennoch innige Freundschaft entsteht, in deren Verlauf Margueritte es sich zur Aufgabe macht, Germain mit der Welt der Wörter vertraut zu machen. Erst mit einfachen Worten, dann mehr und mehr mit der Schönheit der Literatur. Margaruitte wird Germains erste, wirkliche Freundin. Die erste Person, auf die er trifft, die ihn als Menschen tatsächlich ernst nimmt und damit in dem grobschlächtigen Mann den seelischen Kern berührt und zur Entfaltung führt,

Je weiter Germain, das riesige, fast dumme Kind im Körper eines Mannes, sich diese Welt erschließt, desto mehr beginnt er, auch innerlich zu wachsen. Fragen tauchen auf über sein Leben, das Leben an sich, den Sinn von allem. Sein vormals eindimensionales Leben nimmt innere Formen und Entwicklungen an, leichte rund leichter fällt es ihm, sich Wissen anzueignen und die Welt, in der er lebt mit all ihren Schattierungen wahrzunehmen, den Rissen und dem Rost, aber auch den Schönheiten des Lebens.

Wie wird sich sein Leben und seine Haltung durch all dieses neue Wissen und Erkennen verändern? Wie reagiert er nun auf die lebenslange Distanz seiner Mutter zu ihm? Und was wird passieren, als er erfährt, das Margaruitte ein schwerwiegendes Problem hat. Ist das nicht die Gelegenheit, seiner alten Freundin ein wenig von dem zurück zu geben, was er an Gutem durch sie erfahren hat?
Fazit
Mit feinfühliger Sprache und großer Leichtigkeit erzählt Marie-Sabine Roger diese zauberhafte Geschichte einer ungleichen Freundschaft und einer menschlichen Entwicklung.
Das Worte Menschen verändern können, zu ihrer Entfaltung verhelfen, dass es zunächst nicht einfach ist, sich durch das Labyrinth der unzähligen Wörter dieser Welt einen Weg zu bahnen, dann aber die Früchte dieser Anstrengung mehr und mehr geerntet werden können, dass ist eine Quintessenz dieses Buches. Eine Essenz, die Roger ebenso erzählt, wie sie selber das Buch in ihrer wunderbaren sprachlichen Form erlebbar gestaltet. Ebenso, wie es ihr gelingt, die emotionale Ebene des Lesers in den Bann zu ziehen und dieser anrührenden Geschichte am liebsten in einem Zug zu folgen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 30. Januar 2011

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