Gedanken zur Zukunft
Selbstverständlich ist der Titel dieses Lesebuches steil gewählt. Und
natürlich findet nicht alles, was wichtig wäre für den einzelnen und die
Gesellschaft Platz auf den knapp 270 Seiten des Buches.
In der illustren Schar der Autoren aber und in der gewählten Breite der vier
Themenfelder kommt schon einiges zusammen an Gedanken, Haltungen und
richtungsweisenden Impulsen für das Jahr 2011.
Unter den vier thematischen Oberbegriffen der Politik, der Wirtschaft, der
Wissenschaft und der Kultur hat der Knaus Verlag durchweg bekannte und, in ihren
Bereichen, schwergewichtige Autoren versammelt für eine Bestandsaufnahme zum
Anfang des Jahres.
Ebenso gut gewählt ist es, Joachim Gauck, den Sympathieträger der letzten
Bundespräsidentenwahl, zu einem der Kernthemen westlicher Gesellschaften eine
Einlassung zu verfassen. "Freiheit, die ich meine". Freiheit, die
Gauck einprägsam auf der Blaupause der DDR durchdekliniert und jederzeit dabei
verdeutlicht, dass Freiheit ein dynamisches Gut ist, welches unter ständiger
Entwicklung steht und sorgsam gepflegt werden will. Ein luzides Plädoyer gegen
den Demokratieverdruss, der schleichend droht.
Wie gewohnt statistisch orientiert, in trockener und sperriger Form, in Teilen
polemisch, dennoch aber mit einem erweiterten Blick auf den Armutsbegriff und
anstehende Notwendigkeiten findet sich der Artikel von Thilo Sarrazin zur Armut
und Ungleichheit. Dennoch lesenswert in seiner sinnigen Differenzierung zwischen
materieller und geistiger Armut, wie immer aber kann er sich Seitenhiebe gegen
das System hoher Transferleistungen nicht verkneifen.
Andrew Ross Sorkin geht die anstehenden Probleme von wirtschaftlicher Seite an.
Auf den Punkt treffend seziert er das konkrete Problem zwischen Wall Street und
Politik, sprich zwischen Finanzwirtschaft und Gemeinwesen und legt den Finger
weiterhin auf jene Wunde der nicht ausreichenden Regulierungen und des nicht
ausreichenden Schutzes gegen die Notwendigkeit, Finanzinstituten mit Fremdgeld
beistehen zu müssen, um einen Zusammenbruch des Gemeinwesens zu verhindern.
Neben vielen anderen Artikeln zum Grundverständnis des Kapitalismus, zum
Verhältnis Mann und Frau, zur Religion, zum Sterben, zur Politik der Zukunft,
mit Beiträgen von Frank Schirmacher, Nicholas Carr, Manfred Lütz, Daniel
Everett und, und, und, findet sich natürlich auch das hochaktuelle Thema des
Lernens und des Bildungswesens im Buch. Wie junge Menschen im Leben, im Beruf
ankommen, das ist Thema von Michael Winterhoff und Isabel Thielen, ebenso, wie
Sabine Czerny ihre prägnante und begründete Kritik am Schul- und Notensystem
deutscher Prägung Ausdruck verleiht.
Der rote Faden all der verschiedenen Autoren und der durchaus verschiedenen
Themen ist die Zukunftsorientierung der Texte. Alles angesprochenen Themen
benennen aktuelle Problemfelder, die als Aufgabe in naher Zukunft anzugehen,
weiter anzugehen, so möglich gar zu lösen sind, weil sie spürbar destruktive
Auswirkungen auf das Gemeinwesen in sich tragen.
Alle Artikel sind hochwertig in Sprache und Stil formuliert, haben einen
fundierten Hintergrund und geben eine Reihe von Impulsen zur Beförderung von
Lösungen, bleiben also nicht nur in der Problembeschreibung stecken (auch wenn
diese natürlich breiten Raum einnimmt).
Fazit
Ein interessantes Buch mit einer Vielzahl von Themen und Sichtweisen, die zur
Bewältigung anstehender Fragen durchaus hilfreich beitragen können.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. Januar 2011 2011-01-25 13:45:30