Chronologisch anschließend an ihren überaus erfolgreichen Medizin-Thriller
"
Die Chirurgin"
gelingt der hochtalentierten Autorin Tess Gerritsen auch mit "Der
Meister" ein an Spannung und Tiefgang kaum zu übertreffendes Werk. Dabei
orientiert sich zwar die Schriftstellerin am Spannungsaufbau des Vorgängers,
kreiert allerdings keineswegs eine billige Kopie desselben, sondern vielmehr
eine sinnvolle Erweiterung der Thematik um den psychopatischen Frauenmörder,
indem sie ein noch grauenhafter, "meisterhafter" mordendes
Serienkiller - Pendant einbaut. Diesmal rückt weiterhin die smarte Detective
Jane Rizzoli als Hauptprotagonistin in den Vordergrund, deren Innenleben und
emanzipatorische Zerrissenheit in der Polizei-Männerwelt Bostons von Gerritsen
sehr geschickt beschrieben werden.
Durch das medizinische Fachwissen der Autorin, welche sich früher als
praktizierende Internistin auszeichnete, wirkt das Buch extrem authentisch. Man
merkt dem Beschriebenen an, dass die Autorin den Menschen -anatomisch
betrachtet- sehr genau kennt und weiß, welche Verletzungen zum Tode führen. So
wirken die beschriebenen Szenarien sterbender Opfer sehr eindringlich und
schockierend zugleich.
Faszinierend schafft es Tess Gerritsen, ihren Roman von der ersten Seite bis zum
letzten Satz aufregend zu halten, ohne auch nur eine einzige Länge zu
generieren. Daran kann sich wahrlich so mancher Autor ein Beispiel nehmen, denn
so perfekt beherrschen wohl nur die Wenigsten, einen Thriller zu verfassen!
Lobens- und erwähnenswert ist auch die sehr gute Übersetzung durch Andreas
Jäger gelungen, der auch schon "Die Chirurgin" absolut fehlerfrei und
sprachlich elegant vom englischen "The surgeon" ins Deutsche
übertrug.
Fazit
Für die Analogie im Aufbau der Spannungsmomente beider Werke gibt es einen
Punkt Abzug. Ansonsten werden aber auch diejenigen, die "Die
Chirurgin" noch nicht kennen, bestens unterhalten, sofern sie stabile
Mägen besitzen...
Vorgeschlagen von Christian Preihs
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veröffentlicht am 09. August 2003 2003-08-09 22:37:07