Erneut hat Gisbert Haefs hier einen Krimi mit seinem korpulenten Meisterdetektiv
Baltasar Matzbach geschaffen. Zusammen mit seinem aus "
Und oben saß ein Rabe" bekannten
Freund, dem Philosophen Henry Hoff, wird er zu einem Treffen mit Hoffs früheren
Studienkommilitonen in den Westerwald eingeladen. Die 7 Personen üben alle
ausgefallene "Berufe" aus, um nicht zu verhungern. Unter anderem
stösst Gaspar Schuster zu dem Treffen, der Tiere aus verschiedenen Zoos
aufkauft und an interessierte Personen vermietet. Als Matzbach und Hoff
ankommen, tobt ein Schneesturm, alle Verbindungen nach außen sind unterbrochen.
Die klassische "Locked-Room"-Atmosphäre, d.h. der Mord in einem
verschlossenen Raum, so dass der Täter zu einem fest umrissenen Personenkreis
gehört. Und so kommt es auch: der allseits unbeliebte Schuster wird ermordet
und Matzbach findet innerhalb eines Tages den wahren Täter. Allerdings nicht
das Motiv: dieses liefert der entlarvte Täter nach, nachdem ihn Matzbach mit
mehreren Beweisen überführt hat.
Der Krimi lebt erneut von der Schlagfertigkeit und dem Wortwitz der imposanten
Hauptfigur, des "Universaldilettanten" Matzbach, sowohl offensichtlich
Alter-Ego des bekannten Autors wie auch offenkundig nach dem bekannten Vorbild
des Nero Wolfe gestaltet. Allerdings kann man meiner Meinung nach gerade im
Vergleich mit dem "Raben" eklatante Schwächen entdecken: Der als
Raben-Ersatz eingesetzte Marder findet nicht die Aufmerksamkeit und das
"Mitleiden" des Lesers, die Figuren erscheinen mir zu skurril, zu sehr
überzeichnet und damit irreal. Das ganze kommt mir wie ein Spiel und nicht so
sehr wie ein realer Kriminalfall vor; die Charakterzeichnung, im
"Raben" noch sehr überzeugend, leidet meiner Meinung nach unter
dieser Überzeichnung. Außerdem kann der Leser die Lösung des Falles nicht
nachvollziehen, da ihm relevante Informationen nicht oder zu spät geliefert
werden (die Größe des Täters und seine Beziehung zu dem Opfer). So kann der
Leser die Gedankengänge Matzbachs nicht nachvollziehen, ein "Watson",
eine Rolle, die der Philosoph Henry Hoff ausüben soll, fehlt hier völlig; Hoff
scheint hier fast deplaziert, überflüssig - im Gegensatz zum Raben. Insofern
leider nur ein schwacher Abglanz des Raben.
Fazit
Für Liebhaber von Matzbachs Humor dennoch amusant.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 10. August 2003 2003-08-10 18:51:03