Die Policy-Forschung in der Politikwissenschaft widmet sich der Untersuchung der
Inhalte politischer Regelungstätigkeit in den Einzelbereichen der Politik, den
Politikfeldern - oder Policies. Diese Policy-Dimension drückt damit die
inhaltlich materiellen Aspekte der Politik aus, die Gesamtheit der Bestrebungen,
gesellschaftliche Probleme zu bearbeiten. D.h. wie ist gute Politik - verstanden
als effektive und effiziente Lösung gesellschaftlicher Probleme - überhaupt
möglich?
Policy-Analyse ist heute nur als Mehrebenenpolicy-Forschung durchführbar bei
tendenzieller Überwindung der traditionellen Grenzen zwischen der
vergleichenden Regierungslehre und der Internationalen Teildisziplin.
Internationalisierung, Erosion des Nationalstaates und Vermarktlichung vieler
Politikfelder haben innerwissenschaftlich zur Folge, daß sich Grenzen zwischen
verschiedenen Disziplinen aufzulösen beginnen. Es kommt zu Synergieeffekten.
Klar ist aber immer, dass das politisch-administrative System auf politische
Forderungen reagiert, die als Input gestellt werden und in das politische
Geschehen eingeführt werden müssen, um Protestpotential ernstzunehmen. Es geht
schlichtweg um die notwendige Kanalisierung von politischen Ambitionen. Die
Reaktionsbereitschaft der Politik ist ein Indikator ihrer Responsivität, ihres
Willens, Verantwortung zu tragen und nicht ignorant gegenüber politischen
Positionen zu sein, denn Partizipation, Bürgerbeteiligung und Teilhabe der
Einzelnen am politischen Geschehen sowie das Bemühen um Konsensbildung in der
Bürgerschaft sind Merkmale einer inputorientierten demokratischen Legitimation.
Das vorliegende Lehrbuch widmet sich in umfassender Weise diesen
Fragestellungen. Es stellt Ziele und Konzepte der Politikfeldanalyse heraus und
liefert damit ein Beispiel ab, wie die Theorie der Politikfeldanalyse
wissenschaftlich im Hinblick auf ihre Praxisausgerichtetheit dargestellt werden
kann. Hellmut Wollmann schreibt über "Kontrolle in Politik und
Verwaltung" (335ff.), Burkhard Eberlein und Edgar Grande widmen sich dem
Komplex "Entscheidungsfindung und Konfliktlösung". (175ff.)
Als Leser wird einem sofort klar, wie gut es den Autoren gelingt, die mitunter
differenzierten Zusammenhänge des Themas darzustellen. Im Gegensatz zu den
erhältlichen Einführungswerken wendet sich das Buch aufgrund seiner
Komplexität vor allem an Wissenschaftler und fortgeschrittene Studierende. Wir
haben hier also ein Werk vorliegen, das aufklärt darüber, warum Regierungen
wie handeln, und zwar als einziges deutschsprachiges Lehrbuch. Wir finden hier
Ausführungen zu Pragmatismus, Pluralismus, Ursprüngen und theoretischer
Verankerung, Politikprozesse, den Policy-Cycle, Akteurkonstellationen und
Netzwerke in der Politikentwicklung. Stets stellt sich heraus, dass sich
politisches Geschehen entsprechend durch Leistungen und Ergebnisse, die den
Bürgern Probleme zu lösen helfen, rechtfertigen muss. Verlangt wird so eine
output-orientierte Legitimation. Ergebnisorientierung wird zur zentralen Norm
als Erreichen politischer Ziele. Das sorgt für eine innere Differenzierung der
Verwaltung, die sich heute von einer hoheitlich anordnenden, Verwaltungsakte
vollziehenden zu einer vielfach kooperativen, verhandelnden Verwaltung gewandelt
hat. -
Fazit
Ein sinnvolles Werk, welches dabei hilft, Alltagspolitik zu verstehen und
nachzuvollziehen.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
[Profil]
veröffentlicht am 19. April 2008 2008-04-19 14:09:21