MEROS nennt sich das Geheimprojekt, das im Dschungel Venezuelas riesige
gentechnisch veränderte Wespen erzeugt, mit denen die USA gezielt Terrorzellen
vernichten wollen. MEROS war ursprünglich ein NATO-Projekt und wird nun von den
USA allein fortgeführt. Die Riesenwespen sollten angeblich zur
Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, doch inzwischen dienen sie zur
gezielten Auslöschung kleinerer Menschengruppen. Die gelbschwarzen Geheimwaffen
töten z. B. in den Bergen Afghanistans blitzschnell und hinterlassen einen Berg
sauber abgenagter Knochen. Da dass Projekt noch nicht ganz ausgereift ist, muss
nach getaner Arbeit der Kampfplatz selbst vernichtet und die Viecher mit ihren
handtellergroßen Flügeln müssen mit konventionellen Waffen vernichtet
werden.
In der Forschungsbasis ist offensichtlich etwas aus dem Ruder gelaufen; denn der
Geheimdienst-Angehörige Steven Bishop soll möglichst sofort eine
Insektenkundlerin für MEROS beschaffen. Bishop fackelt nicht lange, entführt
vorab schon einmal den Sohn der Entomologin Dr. Laura Trent, ehe er sie selbst
vor vollendete Tatsachen stellt. Das Bein einer Wespe, das als Anschauungobjekt
für Trent auf dem Weg nach Venezuela bei einem Zwischenstopp im Nordosten
Afghanistans geborgen wird, lässt ein Insekt von mindestens Rattengröße
vermuten.
In der Forschungsstation treffen wir David Vann Arenn und Sadie Garrett, als
Beispiele "gefallener Teenager", für die die Armee eine letzte
Rettung aus unübersichtlichen Lebensverhältnissen bedeutet. Im Sinne optimaler
Geheimhaltung wird die Station mit nur wenigen Mitarbeitern betrieben. Vor der
Mannschaft wird sorgsam geheimgehalten, dass David Heath, der Forschungleiter,
in seinem Arbeitszimmer ums Leben gekommen ist und sich seitdem niemand dort
hinein getraut hat. Welche Eigenschaften David seinen Tieren genau angezüchtet
hat, könnte Laura aus seinen Aufzeichnungen erfahren - wenn es ihr gelingen
sollte, Davids Papiere aus seinem Arbeitszimmer zu beschaffen, in dem noch immer
der Wespenschwarm haust, der David tötete. Die genetische Entomologin aus
London soll die Vernichtung von Davids Wespen organisieren und seine
Nachfolgerin bei MEROS werden.
Die Menschen haben die Kontrolle über die Forschungs-Station verloren. Zwar
exisitert ein Rettungsplan für Notfälle; die Kühlung der gesamten Station zur
Ruhigstellung der Riesenwespen würde allerdings die in der Station
eingeschlossenen Mitarbeiter das Leben kosten. Eine Rettungsaktion könnte daran
scheitern, dass die Befehlskette bei MEROS zwischen Soldaten und zivilen
Mitarbeitern mehr als undurchsichtig wirkt und Bishops Position in der
Hierarchie der Forschungsstation nur anerkannt wird, solange die Mannschaft an
ihn glaubt und ihn stützt.
Um den Showdown Rieseninsekten kontra Menschen noch ein wenig hinauszuzögern,
fällt der Mannschaft ein, dass es einen Gebäudeteil gibt, der vor Jahren
schlicht verrammelt und vergessen wurde, als schon einmal ein Experiment aus dem
Ruder lief. Es kommt zu einem abenteuerlichen Kampf gegen die Monster-Wespen,
bei dem sich die Zivilisten in einem für alle feindlichen Biotop nicht nur als
Klotz am Bein der Soldaten erweisen.
Fazit
Als begeisterter Leserin von Werbers
Ameisen, die einem zeitweise die Haare zu Berge stehen lassen, war
ich von Kays Darstellung der gentechnisch veränderten Wespen als wenig
intelligente, grausame Tötungsmaschinen ziemlich enttäuscht. Mir fehlte zum
Thriller eine Prise Science, eine genauer recherchierte wissenschaftliche
Grundlage der Ereignisse. Offenbar hatte David seinen Riesen-Insekten ihr
charakteristisches Schwarmverhalten so weit abgezüchtet, dass sie allein eine
Rolle als Tötungsautomaten spielen dürfen. Zur Lösung des Wespenproblems
stehen aus militärischer Sicht nur die krachledernen, wenig intelligenten
Methoden zur Verfügung, die Station komplett platt zu machen oder die Wespen
einzeln per Kalaschnikow abzuknallen. Auch habe ich mich gefragt, wozu Laura
Trent in Venezuela gebraucht wird, außer dass sie in ihrer Rolle als Mutter,
die wie eine Löwin um ihr Kind kämpft, weitere Verwirrung bei der opferreichen
Verfolgunsjagd zwischen Menschen und Wespen stiftet. Der Thriller liest sich
durchaus spannend und könnte als Seitenhieb auf simpel gestrickte US-Militärs
als Sand im Getriebe der Forschung betrachtet werden - oder auf eine Forschung,
die mit mäßigen wissenschaftlichen Kompetenzen militärische Projekte
scheitern lässt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 01. Januar 2011 2011-01-01 15:27:42