Nach Chruschtschows geheimer Rede im Jahr 1956 herrscht Aufruhr in der
Sowjetunion. Überlebende der großen Säuberungen melden sich Wort uns sinnen
auf Rache. So muss auch Leo Demidow den Tod von zwei Geheimdienstlern
aufklären. Da die Existenz seines Morddezernates von offizieller Stelle
verleugnet wird, muss Leo verdeckt ermitteln. Und dann passiert das Furchtbare:
Leos Adoptivtochter Soja wird entführt. Die Forderung der Entführer ins
einfach: Vor sieben Jahren hat Leo einen Priester in den Gulag nach Kolyma
geschickt. Den soll er wieder herausholen. Um seine Tochter zu retten, lässt
sich Leo als Gefangener in die Eishölle einschleusen. Doch seine Tarnung fliegt
schon am ersten Abend auf und die Häftlinge beschließen, sich grausam zu
rächen.
Mit "Kind 44" hat Tom Rob Smith im letzten Jahr den großen
Überraschungserfolg im Thrillergenre hingelegt. "Kolyma" ist nun die
Fortsetzung, die drei Jahre später spielt. Anfangs hat man auch den Eindruck,
dass Smith nahtlos an die Klasse seines mehrfach ausgezeichneten Debütromans
anschließen kann. Leider trügt dieser Eindruck. Sicher, der Autor lässt keine
Gelegenheit aus, die Grausamkeit des sowjetischen Systems in seinen Roman
einzuflechten. Gerade zu Beginn zieht der Roman seine Spannung aus der Tatsache,
dass das Geschilderte in der Tat so funktionierte.
Jedoch bekommt der Roman mit Leos Gang in Richtung Gulag eine Wendung, die dem
Roman nicht wirklich gut tut. Viele Tote sind in der Spannungsliteratur nicht
immer ein Garant für Qualität und Spannung. Und mit der Tatsache das Smith
auch den Aufstand in Ungarn in sein Werk einbezieht, ist er über das Ziel
hinaus geschossen. Allerspätestens jetzt wirkt der Roman konstruiert und
unglaubwürdig.
Fazit
Mit "Kolyma" bleibt Tom Rob Smith hinter den Erwartungen zurück. Der
vorliegende zweite Thriller erreicht nicht die Qualität seines Vorgängers
"Kind 44".
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 06. Dezember 2010 2010-12-06 21:07:26