Man glaubt gar nicht, was sich auf Düsseldorfs Straßen und in seinen Häusern
und Varietés alles während einer Fußball-WM abspielt. Bei einem toten
Varietémanager bleibt es nicht, schnell gesellen sich weitere tote Artisten und
ein toter Taxifahrer hinzu. Dass der Tod des Leiters des weit über Düsseldorf
hinaus bekannten Apollo-Theaters (Roncalli) etwas mit dem Tod der Artistin
zusammenhängt, mag angehen. Doch wie passt der tote Taxifahrer hier hinein?
Kommissar Lavalle steht mit seinem Team vor seinem dritten Fall, dessen
Aufklärung aussichtslos bis unmöglich scheint. Daran ist allerdings
Düsseldorfs Polizeipräsident mit seiner Karrieresucht nicht ganz unschuldig
(ein beliebtes Spielfeld auch für andere Düsseldorfer Krimiautoren wie Horst
Eckert oder Klaus Stickelbröck). Im Falle von Stefanie Koch setzt besagter
Polizeichef eine aus Frankfurt kommende, alkoholabhängige Beamtin auf Lavalle
und seine Leute an, damit sie dessen Posten übernehmen und seine Mitarbeiter
gefügig machen kann. Die kranke Polizistin zieht alle Register des Mobbings und
behindert damit die Ermittlungen, deren Erfolg sie sich selbst an die Brust
heften möchte.
Stefanie Koch ist eine zwar verworrene, aber umso mehr faszinierende und
spannende Verschachtelung der Plots aus Haupt- und Nebenhandlungen gelungen, die
den Leser sofort in ihren Bann ziehen. Ihre Zeit und Mühen, die die Autorin in
die Recherchen im Artistenmilieu investierte, haben in dem Buch reiche Früchte
getragen. Mit einer Detailtreue ist dieses Milieu beschrieben und als Leser ist
man Willens zu glauben, dass viele Informationen und Abläufe der Realität
entsprechen. Mit der bildhaften Beschreibung wird der Leser direkt in die
Szenerie gesetzt, so dass er der Meinung sein könnte, unmittelbar an den
Ermittlungen beteiligt zu sein. Gleich mehrere Figuren haben das Zeug in sich,
mit dem sich die Leser identifizieren können, egal ob es sich dabei um die
Kollegen oder Freunde von Lavalle handelt. Die Handlungen und Gedanken sind
nachvollziehbar, weshalb dann auch die Problemchen in Lavalles persönlichem
Umfeld unterhaltsam und spannend sind.
Die ungeheuer komplexe Geschichte hätte jedoch nicht gleich von Beginn an so
komplex erscheinen müssen. Zu viele Personen wurden uns Spiel gebracht. Die
Einführung der notwendigen Personen im Rahmen der Handlung hätte sicherlich
ausgereicht. Nicht nur namentlich werden ein mehrköpfiges Ermittlerteam, vier
Töchter, von denen zwei im weiteren Verlauf ein Rolle spielen, zwölf Artisten
und weitere Personen charakterisiert. Doch dann wird es mit fortschreitender
Handlung ruhiger, was die Charakterisierung angeht, nicht was die Handlung
betrifft. Die Spannung bleibt bei allem immer auf gleich hohem Niveau. Das Tempo
wird von der Handlung diktiert, die nicht nur wegen ihrer Bilder, sondern auch
dank der alltagstauglichen Dialoge, die in einem ausgewogenen Wechsel zu den
erzählten Passagen auftauchen. Die Chronologie der Handlung, die innerhalb
einer Woche abläuft, ist mit entsprechenden Absatzüberschriften und
Ortsangaben versehen, was nicht nur dem Düsseldorfer Leser eine Orientierung
gibt.
Fazit
Die rasante Handlung und die Turbulenzen im Team und im Leben des Kommissars mit
französischen Wurzeln lassen das Buch schnell und flüssig lesen. Es ist
wünschenswert, dass die Autorin ihr in der Danksagung gegebenes Versprechen
einhält und Lavalle mit seiner Mannschaft noch weitere Fälle am Rhein lösen
wird.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 18. Oktober 2010 2010-10-18 22:07:42