Gert Krell hat mit diesem Werk eine sehr gute Einführung in die Theorie der
internationalen Beziehungen vorgelegt. Die verschiedenen Theorieansätze
(Realismus, Institutionalismus, Liberalismus, Marxismus, Feminismus,
Konstruktivismuis, Politische Psychologie) werden ausführlich dargelegt,
analysiert und bewertet. Sehr gut sind auch die schematischen Übersichten über
diese Denkansätze, die historischen Rahmenbedingungen, den Fokus der Analyse,
die zentrale Akteure, Zentrale Kategorien und die wissenschaftlichen
Lösungsansätze der jeweiligen Theorien und damit nochmals die Sichtweisen der
jeweiligen Denkansätzekomprimiert zusammenfassen. Gleichzeitig bietet das Buch
einen hervorragenden Überblick über die verfügbare Literatur zu diesen
Themen. Leider fehlen - wie etwa bei der vergleichbaren Einführung bei
Hartmann - Länderanalysen. Die
Aggressionstheorie kommt zu kurz, andere Theorien (etwa die Spieltheorie) werden
lediglich im Rahmen der Vorstellung anderer Theorien gestreift; auch die
Regimetheorie wird lediglich kursorisch angesprochen. Wesentlich besser und
übersichtlicher ist da meiner Auffasung nach das Werk von
Xuewu Gu: "Theorien der
internationalen Beziehungen" strukturiert, welches die verschiedenen
Theorien am übersichtlichsten zusammenfasst.
Interessant im vorliegenden Werk von Krell sind auch die genaue Definition der
Begriffe Staat - Nation - Staatensystem und die Darstellung der Grundzüge des
Völkerrechts. Ich halte allerdings manche Ausführungen des ersten Teils:
"Voraussetzungen", etwa die Definiton des Politikbegriffes, für
unnötig. Dieser Platz wäre meines Erachtens besser für Aspekte verwendet
worden, die hier eindeutig zu kurz kommen (etwa die oben erwähnten
Länderanalysen bzw. einer Darstellung Internationaler Organisationen und
Regime, wie sie etwa Hartmann in seiner Einführung leistet). Teilweise empfinde
ich den pädagogischen Ansatz von Krell als zu penetrant. Nichtsdestotrotz hat
Krell eine insgesamt sehr gute Einführung in die Theorien dieser
politikwissenschaftlichen Disziplin vorgelegt. Allerdings hätte die
Literaturliste einheitlich am Ende - und nicht zum Abschluss der einzelnen
Kapitel - aufgeführt werden sollen, dies hätte die Zuordnung sicherlich
erleichtert. Auch ein Register fehlt leider am Ende. So hätte man wichtige
Begriffe leichter auffinden können.
Fazit
Dennoch: eine hervorragende Einführung in die Theorien der internationalen
Beziehungen ist dem Autor gleichwohl gelungen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 06. August 2003 2003-08-06 18:23:28