Tödliches Erbe
Monica Farell ist eine engagierte Kinderärztin in New York und geht in ihrem
Beruf mit Freude auf. Sie aber noch mehr. Denn eigentlich ist sie reich. Sehr
reich. Doch das weiß sie nicht und eigentlich ist das gut so. Denn der Reichtum
birgt tödliche Gefahren.
Doch nun könnte sich ihr junges Leben radikal ändern. Zumindest erhält ein
diskreter Auftragsmörder bereits zu Beginn des Buches den Auftrag, Monica
Farell verschwinden zu lassen. Weder Monica noch der Leser können sich zu
diesem Augenblick der Geschichte einen Reim darauf machen, warum irgendjemand
ein Interesse am Tod einer freundlichen und kompetenten Kinderärztin haben
könnte.
Doch bald wird das dunkle Geheimnis, zumindest für den Leser, ein stückweit
erhellt. Gleichzeitig mit den Ereignissen um Monica Farell herum überlegt die
Kirche an ganz anderem Ort die Ordensschwester Catherine zur Seligsprechung vor
zu schlagen. Nur die Cousine Catherines, Olivia Morrow, weiß um das
Lebensgeheimnis der Ordensschwester.
In jungen Jahren vergewaltigt, schwanger geworden und das Kind dann zur Adoption
freigegeben. Ein Geheimnis, dass an sich schon schwer wiegt, denn eine Nonne
selig zu sprechen, die, unter welchen Umständen auch immer, Mutter ist?
Komplexer wird und in Verbindung zu Monica Farell gerät dieses Wissen durch die
Person des Vergewaltigers. Alexander Carell, der mit medizinischen Patenten
einer der reichsten Männer der USA geworden ist, ist der Vater des Kindes der
Ordensschwester. Und dieses Kind, letztlich, ist der Vater von Monica. Somit ist
Monica Farell die leibliche Enkelin des Medizin Moguls und, da dieser nie
geheiratet hatte, letztlich die Alleinerbin zu Beginn der Geschichte, als
Alexander Cannon stirbt.
Schweren Herzens beschließt die 82jährige Olivia Marrow, den eigenen Tod vor
Augen, das Geheimnis ihrer Cousine zu lüften und die junge Kinderärztin nicht
länger im Unwissen über ihre Herkunft zu halten. Sie arrangiert ein Treffen,
doch als Monica Farell zur Wohnung ihrer Großcousine kommt, findet sie diese
tot im Bett.
Greg und Peter Cannon, Neffen des verstorbenen Multimilliardärs, haben bereits
begonnen, das Geld des Onkels für sich zu reklamieren und gegen unliebsame
Erbinnen zu schützen.
Alle Zutaten für ein Katz- und Maus Spiel sind somit im ersten Teil des Buches
bereits angerührt.
In gewohnt flüssiger Form schreibt Mary Higgins Clark, doch vermag eine
wirkliche Spannung nicht wirklich aufzukommen. Sicher entstehen einzelne,
gefahrvolle Szenen, die der Leser, der Monica Farell immer einen Schritt voraus
ist, klar vor Augen sieht, während die junge Frau sich anschickt, von einer
Falle in die nächste zu geraten. Gefahren, die durchaus mit hineinnehmen in das
Buch. Das liegt vor allem daran, dass es Mary Higgins Clark nachdrücklich
versteht, eine hohe Sympathie für ihre Protagonisten entstehen zu lassen, indem
sie den Leser an ihrer Arbeit und den teilweise dramatischen medizinischen
Fällen um unschuldige Kinder herum teilhaben lässt.
Ebenso, wie es ihr hier gelingt, die Protagonistin menschlich nahe kommen zu
lassen und zu einem Sympathieträger zu gestalten, gelingt es ihr auch, allen
anderen Beteiligten Leben einzuhauchen, den Guten wie den Bösen, das ist die
Stärke des Buches, die gemeinsam mit der schrittweisen Enthüllung auch noch
anderer Familiengeheimnisse einige Enden der Geschichte bis zum Schluss
offenhält.
Fazit
Ein sprachlich flüssig geschriebenes Buch mit überzeugenden Figuren, anders
aber als andere Bücher der Autorin (z.B. "Warte bis Du schläfst")
als Thriller aber letztlich nicht wirklich spannend.
Wer auf solchen Thrill des Spiels mit der unbekannten Konstellation und dem
unbekannten Täter verzichten kann, aber menschliche Verwicklungen zu schätzen
weiß, ist sicherlich mit diesem Buch gut bedient.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. Oktober 2010 2010-10-14 15:57:12