Familiengeheimnis der düsteren Art
Ein brutaler Mord erschüttert die Kleingartenanlage im Kölner Norden. Sicher,
es handelt sich nur um einen arbeitslosen Trinker, der noch nicht einmal mit den
Kleingärtnern eng verbunden war, aber die Wucht, mit der ihm der Schädel
gespalten worden war zeigt dennoch von kalter Brutalität.
Das erprobte Team der Mordkommission unter Kommissar Klemens Raupach, jeder mit
eigenen Schwächen und untereinander nicht immer wohlgesonnen, aber als Team
sich perfekt ergänzend, nimmt die Ermittlungen auf, die sich schon bald mehr
und mehr auf das einkommensschwache Milieu um die Lebensgefährtin des
Ermordeten samt Familie und wenige seiner losen Bekannten konzentrieren. Aber
auch andere, eher lose Beteiligte, sind nicht immer edlen Gemüts, gerade im
Blick auf den Toten nicht.
Schon in den ersten Kapiteln des Buches kristallisiert sich heraus, dass
irgendwo in diesem Umfeld. Ein begrenzter Kreis der Verdächtigen. Die
Lebensgefährtin, ihre drei Kinder, mit denen der Ermordete doch vermeintlich
ein gutes Verhältnis hatte (was sich als deutlich zu oberflächlich
herausstellen wird), der Ex-Mann der Lebensgefährtin, der das Gegenteil von
Trauer über den Tod des Mannes zeigt. Zudem zeigen sich die Alibis aller
Personen als nicht sonderlich belastbar. Kommissar Raubach schwant, dass in
dieser Gemeinschaft von Menschen einiges unter dem Teppich gekehrt ist, was sich
durchaus in Gewalt hätte entladen können.
Sprachlich auf hohem Niveau versteht es Thomas Kastura, seinen Protagonisten bis
in Nebenrollen hinein Farbe und Charakter zu verleihen. Eine Wohltat auch sein
Stil, der den Elser weder unterfordert noch durch sprachliche Eskapaden ständig
versucht, auf germanistisch-wissenschaftliches Niveau zu pochen. Angemessen vor
allem den Personen gegenüber gelingt es Kastura, die Geschichte flüssig zu
erzählen, genügend Hinweise und falsche Spuren einzubauen, um den Leser mit
Spannung bis an das Ende des Buches und die Auflösung des Falles zu führen und
setzt hierzu eine Kriminalteam voller Individualisten in den Raum, die durch
Kasturas trockenen Humor bis zur letzten Seite hin für Amusement und beste
Unterhaltung sorgen, ohne den Mord und seine Aufklärung in den Bereich des
Slapstick abrutschen zu lassen. Am Rande ist zu erwähnen, dass mit gleicher
leichter Hand auch die Stadt Köln und ihre spezielle Mentalität als
Handlungsort fassbar in den Raum tritt, ohne zu sehr auf einem vermeintlichen
Lokalkolorit herum zu reiten.
Fazit
Wie in einem guten Film ist das Buch szenisch aufgebaut und ihm angemessen Tempo
jeweils erzählt. Das überraschende und erst im Nachhinein nachvollziehbare
Ende, die Entlarvung des eigentlichen Täters, zeigt, dass Thomas Kastura nicht
assoziativ vor sich hin geschrieben hat, sondern durchaus planvoll sein
sprachlich und handwerklich hervorragendes Buch konzipiert hat. Beste
Unterhaltung ist garantiert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. Oktober 2010 2010-10-02 10:41:18