Der lösungsorientierte Ansatz, entstanden aus dem großen Felde der
systemischen Therapie, bot und bietet vieles an Innovationen für den
Beratungsprozess und findet Anwendung in vielen Bereichen der psychosozialen
Beratung.
Entwickelt von Steve de Schazer und anderen, bekannt hierzulande auch und vor
allem durch die Arbeit Günter Bambergers, legt nun Michael Angermaier die
Rezeption des lösungsorientierten Therapieansatzes für die Arbeit mit Gruppen
vor.
Im Aufbau des Buches werden zunächst die Entwicklung und die Kernsätze der
lösungsorientierten Beratung verständlich dargestellt. Besonders herausgehoben
wird die Bedeutung von Komplimenten und, anhand dieses Kapitels, wird ebenso
eingängig und leicht vermittelt, in welch grundlegend und beständig
konstruktiver Denkrichtung der Ansatz sich aufbaut.
Im Anschluss wirft Angermaier, seinem speziellen Thema folgend, einen fundierten
Blick auf die gängigen Ansätze und Konzepte der Gruppentherapie, bevor er dazu
übergeht, den lösungsorientierten Ansatz in seiner Umsetzung für Settings der
Gruppenpsychotherapie eingehend zu erläutern. Die Besonderheit des
lösungsorientierten Ansatzes zeigt sich hier bereits darin, dass nicht eine
Fülle von Methoden trocken besprochen wird, sondern das Hauptaugenmerk auf die
(notwendige) Grundeinstellung des Therapeuten gelegt wird. Mit dieser Eistellung
der Gruppe gegenüber steht und fällt die Effektivität des Ansatzes und der
konkreten Arbeit.
Sprachlich und in der Betrachtung seines Gegenstandes folgt Angermaier nicht
unbedingt dem Anspruch, ein Lehrbuch vorzulegen (obwohl das Buch letztlich in
vielen Komponenten einem Lehrbuch entspricht), sondern eher einer Betrachtung
des lösungsorientierten Ansatzes in Blickrichtung auf eine konkrete und
bestimmte Praxis. Entsprechend auf die Praxis der Arbeit mit der Gruppe
ausgerichtet sind seine vielfältigen Beschreibungen und Hinweise.
Aus dieser Praxis heraus hat das Buch dann auch, neben den hervorragend und
verständlich dargestellten methodischen Aspekten und Abgrenzungen des Ansatzes,
seine eigentliche Stärke. Das im Buch aufgenommene Protokoll einer
lösungsorientierten Gruppentherapie veranschaulicht prägnant die zuvor
gemachten, theoretischen Einlassungen. Zudem gelingt es Angermaier beständig,
praxisrelevante Hinweise und Erfahrungen zur Beleuchtung der methodischen
Betrachtung einzufügen, die das Gesagte je griffig auf den Punkt bringen.
Ebenso hervorzuheben ist die Grundhaltung Angermaiers, die im vorletzten Kapitel
explizit ausgesprochen, sich durch das ganze Buch hindurch zieht. Nicht
dogmatisch und rechthaberisch tritt er auf, sondern weiß sich selber
einzuordnen in einen beständigen, sich entwickelnden Fluss der therapeutischen
Möglichkeiten, innerhalb derer es die eine, 100prozentige Strategie nicht geben
wird.
Im großen Rahmen therapeutischer Möglichkeiten allerdings ist die
lösungsorientierte Beratung und Therapie durch ihren konsequent auf
Ressourcenstärkung angelegten Ansatz und den ständigen Blick auf die Lösung
konkreter Probleme vermittels der Stärkung eigener Veränderungskräfte eine
qualitativ hochwertige Arbeitsweise, die sich ebenso für den Einzelnen wie auch
für die Arbeit mit Gruppen nutzen lässt.
Fazit
Mit Gruppen nun strukturiert und bestens angeleitet arbeiten zu können und
jederzeit die eigene Arbeit reflektieren und anpassen zu können, dafür bietet
Michael Angermaier mit seinem bestens verständlichen Buch eine hervorragende
Grundlage und Anleitung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 24. September 2010 2010-09-24 16:49:44