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Michael Miersch: Früher war alles besser

Früher war alles besser

von Michael Miersch
Verlag: Albrecht Knaus Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-8135-0385-2

Preis: 2,17 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. Dezember 2024]
Zahnheilkunde

Die Beobachtung der Autoren ist stimmig, spätestens in der zweiten Lebenshälfte neigen Menschen dazu, die Vergangenheit in warmen Farben zu betrachten und die Gegenwart mit kritischen Augen. Doch bei aller versuchten Verklärung von "Früher", benötigen die Autoren nur ein Wort, um diesen verklärten Blick gründlich zu entzaubern, "Zahnheilkunde".

Wer will wirklich noch einem Zahnarzt beim Betätigen seines Tretbohrers vom Folterstuhl her zuschauen müssen und wissen, dass dieser sich langsam drehende Bohrer mitsamt der mageren Betäubung gleich für erhebliches Unbill im Mund sorgen wird?

Früher war alles nicht besser, soweit geht es somit nicht, es war einfach anders und, für die entsprechende Generation, prägend und kann mit einer gehörigen Portion Ironie, aber auch Nostalgie nun ohne weiteres von den vier Journalisten in Form eines kleinen Lexikons von A bis Z einer höchst vergnüglichen Betrachtung zugeführt werden.

Von A wie Adenauer bis Z wie Zigarettenspitze reicht der Reigen des Blickes in die Vergangenheit. Der Wohlstandsbauch wird ebenso einer zuspitzenden (oder wörtlich umfangreichen) Betrachtung zugeführt, wie wir Perlon Strümpfen, Käseigeln und der Raumpatrouille Orion in auf den Punkt gebrachter Weise wieder begegnen. Dass Bonanza aufgrund seiner Brutalität 1962 von der ARD nicht mehr gesendet wurde und ein nackter Busen zu Zeiten durch schwarze Balken abgedeckt werden musste ist umgehend wieder der Erinnerung präsent, folgt man den mal kurzen, mal breiteren Einlassungen und oft humorvoll zuspitzenden Betrachtungen der Autoren.

Autofreie Sonntage, Gammler, Muckefuck, Margarine, Petticoat, das Lebend er 50er, 60er und 70er Jahr (im Schwerpunkt) tauch in bunten Farben wieder auf und bietet Grund für Vergleiche, Nostalgie, Erinnerung, aber auch Freude über viele Fortschritte bis zur Gegenwart hin. Gut, dass der Club of Rome letztlich nie Recht hatte mit seinen Untergangsprophezeiungen und entspannend, die statistischen Betrachtungen vor Augen zu haben, dass heut zu Tage tatsächlich vieles besser ist, als es damals war.

Alle vier Journalisten verstehen ihr Handwerk des Schreibens (eine Wohltat in Stil und Ausdruckskraft) und setzen je persönlich stilistisch nuanciert ihre Beobachtungen mit Ironie und Sprachwitz in den Raum, ohne dabei in allzu simple Strukturen abzufallen (erfreulich).
Fazit
Mit Humor, sprachlicher Qualität und einer auf den Punkt bringenden Klarheit der Beobachtung und Erinnerung bietet das Buch eine nicht nur unterhaltsame, sondern auch informative und, in Teilen, nostalgische Reise in die Vergangenheit der Republik und damit auch in die persönliche Erlebniswelt der über 40jährigen.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 24. September 2010

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