Was verbindet
Mit der neuesten "Verbindungs-Errungenschaft" beginnt der Historiker
van Laak seinen sehr gründlichen Blick auf die "Lebensadern der
Gesellschaften", die "Verbindungen", die "Infrastruktur des
öffentlichen Lebens". Wobei dieser erste Blick eben nicht den Straßen,
den Schienen, den Schiffen gewidmet ist, sondern den social-media, der
"Hardware des Handys". Allumfassend, überall, mit viel Aufmerksamkeit
bedacht, ständige auf den "Verkehrsadern des Internet" unterwegs. Mit
beobachtbarer Gefahr einer "fortwährenden (kommunikativen)
Überforderung.
Van Laak setzt dabei das Smartphone als Symbol eines existenziellen, inneren
Dranges des Menschen. Das "sich nach vorne bewegen", die
"Unabhängig von Raum und sozialer Herkunft". Für den
"Zugang" zur größeren, nunmehr global vernetzten Gemeinschaft. Denn
was heute virtuell geschieht, durch den Äther und durch schnelle
Internetverbindungen, dass hat begonnen mit der Erkundung und Erschließung von
Wegen zueinander lange Zeit zuvor. In zunächst sehr kleinen, inzwischen aber,
zumindest in den entwickelten Industrienationen, umfassenden Verbindungen aller
Einheiten. Kommunikation, Versorgung, Entsorgung, Entgrenzung, Mobilität und
Grundsicherung wesentlicher Lebensbedürfnisse wie Schutz, Wärme, Lebensmittel
und soziale Teilhabe, mit einem Wort, die "Infrastruktur" ist es, die
van Laak vor die Augen des Lesers setzt. In ihrer geschichtlichen Entwicklung,
in ihrer gewachsenen, kaum mehr zu überblickenden Komplexität und damit auch
als sichtbares Abbild dessen, wohin und wie der Mensch strebt.
"Infrastrukturen versprechen ein besseres und komfortableres Leben. Das
erfordert den Anschluss an immer neue, effizientere Einrichtungen der
Versorgung, des Verkehrs, der Kommunikation und der energetischen
Entlastung".
Das aber ist eben nur die Theorie einer ständig wachsenden und sich
verbessernden Infrastruktur. Van Laak öffnet überzeugend die Augen für die
geschichtlichen Schwankungen im Rahmen seiner Darlegungen und öffnet damit
ebenfalls den Blick für drohende Gefahren für eine Infrastruktur, wenn diese
nicht verantwortlich und mit klarem Blick für Ziele und Struktur derselben
gepflegt wird. Und verbindet damit eine Rückkoppelung des Umgangs und Zustandes
der jeweiligen Infrastruktur mit einer Bestandsaufnahme samt historischer
Herleitung der (post-) modernen Kultur, auf das ganz normale Alltagsleben und
das Bewusstsein. Nicht umsonst wird die "Meinungs-machende" Kraft der
social-Media aktuell so stark diskutiert. Denn die jeweilige Infrastruktur sorgt
für kulturelle Prägungen und Veränderungen. Immer und zu jeder Zeit.
"Die Netzwerke der Ver- und Entsorgung, der Kommunikation, des Verkehrs und
der Energie haben sich tief in das Alltagsleben und Verhalten derjenigen
eingeschrieben, die regelmäßig darauf zugreifen".
Fazit
Einer sehr anregende Lektüre, die dem Leser den Blick für die (notwendige)
Langsamkeit einer nachhaltigen Entfaltung von Infrastruktur ebenso öffnet, die
die Komplexität alltäglicher und damit einfach gedachter und ebenso einfach
vorausgesetzter Abläufe des modernen Alltags. Denn je mehr all dies
vorausgesetzt wird, desto mehr steht der Erhalt von technischen Strukturen als
Priorität im Raum und die Fragen nach genauem Sinn und Nutzen für den
einzelnen tritt in den Hintergrund. Dabei sollte die Priorität wieder neu
geordnet werden und vom Bedürfnis des Menschen her Infrastruktur immer wieder
neu bedacht und angepasst werden, nicht umgekehrt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. Juni 2018 2018-06-14 11:07:27