Mehr als nur ein Witz
Das allgemeine Verständnis von Humor erschöpft sich oft in Betrachtung von
Witzen oder Comedians, vom schenkelklopfenden Brüller bis hin zum feinsinnigen
Lächeln reicht dann dort die Bandbreite.
Dass Humor zum einen trainierbar ist und zum anderen eine wesentliche Komponente
von Leitungskompetenz sein kann (und das in umfassenderer Hinsicht als nur als
vermeintlich witziger Auflockerung einer Vorstandssitzung), das legt der
Unternehmensberater und Trainer Gerhard Schwarz nun bereits in der 2. Auflage in
einer gründlichen Handreichung vor.
Eine lange Erfahrungsgeschichte hat er mit dem Thema, bereits seine Dissertation
verfasste er zum Thema "Humor und Angst".
Humor ist dabei in seinen Augen weit mehr als ein Scherz. Bis hin zur Verbindung
mit der christlichen Haltung eines liebevollen Miteinanders spannt er die
Bandbreit der Einsatzmöglichkeiten des Humors. Humor verbindet, letztlich ist
dies seine Kernbotschaft und jene Fertigkeit, zu der er hinführen möchte.
Im Aufbau führt er zunächst die Stellung und den Stellenwert des Humors in der
modernen Gesellschaft aus, bevor er einen Blick in die Philosophiegeschichte
wirft, um die Formen des Komischen deutlich voneinander abzugrenzen.
Ironie, Parodie, Spott, Hohn, Schadenfreude, Sarkasmus und Zynismus, deren
Grenzen oft im Alltag verschwimmen, werden hier klar definiert und voneinander
abgegrenzt, die Stärken und Schwächen beleuchtet und Verwendungsmöglichkeiten
in den Raum gestellt.
Dieser Teil des Buches ist gut gelungen.
Im eigentlichen Hauptteil schärft Schwarz die Bandbreite der motivierenden
Wirkung von Humor. Gerade in der Einlassung zum Thema "Tadeln mit
Humor" wird überdeutlich, wie ein Führen mit Humor in bester Weise
motivierend und dennoch korrigierend gelingen kann. Der entsprechende Tadel wird
nicht schwächlich unter den Tisch fallen gelassen, die humorvolle Wendung
ermöglicht dem Kritisierten allerdings ebenso, den Tadel annehmen zu können.
Humor, richtig dosiert und angewendet, zieht positive Folgen nach sich. Die
Angst vor Autoritätsverlust hat zwar eine gewisse Berechtigung, bei der
Beachtung einiger elementarer Grundregeln wird der Humor aber nicht ausufern.
Das alles sind wichtige Informationen.
Ein Humortraining schließt sich an, welches in komprimierter Form, wie der Rest
des Buches auch, gewürzt mit vielfachen Beispielen, den Weg zur je passenden
Form des Einsatzes von Humor aufzeigt. Allerdings überschreitet Gerhard Schwarz
doch mehrfach die Grenze zum Übertriebenen, eher witzelndem denn Witzigem.
Dennoch, auch wenn es auf den ersten Blick befremden mag, Lachen zu trainieren
und so manches im Buch suboptimal dargestellt wird, auf den zweiten Blick wird
deutlich, dass darin eine sinnvolle Erweiterung der eigenen, kommunikativen
Möglichkeiten liegt.
Abgeschlossen wird das Buch von einer Betrachtung des Humors in religiösen,
mythischen und literarischen Traditionen. Dieser Teil ist sicherlich bei
Interesse anregend zu lesen, das Eigentliche zum Thema ist aber in den
vorhergehenden Teilen bereits gesagt.
Fazit
Eine interessante Erweiterung kommunikativer Möglichkeiten gerade im Bereich
der Führung von Mitarbeitern mit einer Vielzahl von Anregungen und Beispielen
zur praktischen Nutzung. Locker und verständlich, natürlich mit Humor,
geschrieben. Nicht immer den rechten Ton treffend, aber das ist ja letztlich
Geschmackssache.
Manches wirkt ein wenig zu übertrieben positiv dargestellt. Mit Humor kann man
durchaus auch bloßstellen, Lächerlich machen oder den notwendigen Ernst in
manchen Situationen in unguter Form stören. Diese Stilfragen kommen zu kurz.
Dennoch aber durchaus eine empfehlenswerte Lektüre, die verdeutlicht, dass eine
beständig bierernste Haltung selbst der Förderung von Sachfragen eher
abträglich ist.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 18. September 2010 2010-09-18 16:36:38