Alice hasste das Schifahren, und sie hasste es noch mehr als sie als kleines
Mädchen im Schnee liegen blieb und seit dem ein lahmes Bein hinter sich
herziehen musste. Nie hat sie ihrem Vater vergeben, dass er sie dazu gezwungen
hatte.
Mattia hatte eine Zwillingsschwester, die geistesbehindert war und weil er sich
so für sie schämte, ließ er sie allein im Park und ging allein auf die
Geburtstagsfeier eines Schulkollegen, als er zurück ging um Michela zu suchen,
war sie verschwunden.
Diese zwei Ereignisse in den Leben dieser jungen Menschen haben sie für immer
verändert. So wie Alice es treffend auf den Punkt brachte "Mattia
verweigert die Welt, und sie wurde von der Welt verweigert". Während sie
verzweifelt versucht, Anschluss an eine Mädchenclique zu finden, versucht
Mattia sich unsichtbar zu machen und verletzt sich selbst.
Er ritzt sich und Alice beginnt zu hungern.
Als die beiden sich mit 15 kennenlernen, fühlen sie sofort diese merkwürdige
Verbundenheit, aber gleichzeitig begreifen sie, dass sie nie zusammen kommen
können, ihre Einsamkeit, die wie eine Wand um sie herum steht, verhindert das.
"Wie ein Primpaarzwilling, das stets durch eine andere Zahl getrennt
ist", wie Mattia feststellt.
Beide werden älter und versuchen am Leben teilzunehmen. Mattia flüchtet in
sein Mathematikstudium, schließt es zügig ab und verschwindet dann ins
Ausland, nachdem er vergeblich versucht hat Alice zu erklären, dass er wegen
ihr bleiben würde. Alice schaukelt durchs Leben, hat keine Ziele, und auch das
Fotografieren ist irgendwie nur eine Notlösung und dann ist da auch noch der
Kuss mit Mattia. Danach sollten sie sich 9 Jahre nicht mehr wiedersehen.
Giardano bedient sich einer sehr poetischen, einfachen und unaufdringlichen
Sprache. In nicht überbordenden Gesten beschreibt das Leben zweier
traumatisierter Menschen, die keinen Weg finden mit ihrer Geschichte umzugehen,
als sich selbst zu bestrafen. Obwohl sie versuchen mit Menschen in ihrer
Umgebung Kontakt aufzunehmen, geschieht doch nur, dass diese sich von ihnen
abwenden. An Mattia prallen seine Eltern und seine wenigen Freunde ungehallt ab,
und Alice lässt sich nur bedingt in Beziehungen ein um dann doch für sich zu
bleiben.
Fazit
Ein Roman zum Genießen, schwelgen und traurig sein.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
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veröffentlicht am 14. September 2010 2010-09-14 16:29:15