KLAPPENTEXT:
Wenn er jemals einen Namen gehabt hatte, so hatter er ihn vergessen.
Wenn er jemals Eltern gehabt hatte, so erinnerte er sich nicht an sie.
Wenn er jemals geboren worden war, so wusste er nicht mehr, wann.
Ein Mann ohne Namen. Ein Hammer in seiner Faust. Ein Rudel geifernder Wölfe im
peitschenden Schnee. Ein Blitz, der die Wolken zerreißt, und ein Grollen von
Donner in der Ferne.
Wer ist der Mann? Ist er, wie manche glauben, wirklich Thor, der Gott des
Donners? Und ist er gekommen die Menschheit zu retten- oder sie zu
vernichten?
Die Wildnis folgt ihren eigenen Gesetzen. Sie ist grausam und kennt keine
Gerechtigkeit. Nur das Recht des Stärkeren. Inmitten dieser eisigen aus Schnee,
Eis und Kälte, von Stürmen gebeutelten Wildnis erwacht ein Mann und erinnert
sich an - nichts. Seine Herkunft, sein Ziel, selbst sein Name bleiben im Dunkel
einer ungewissen Vergangenheit verborgen. Als er sich aufmacht, ziellos einen
Ort erreichen wollend, kämpft er gegen Wölfe und trifft auf Menschen und eine
Entscheidung. Ihm ist plötzlich klar, dass er den Menschen helfen muss.
Plötzlich steht er einer Übermacht fremder Krieger gegenüber, der er nicht
gewachsen ist. Nur eine Frau und ihre beiden Kinder überleben das Gemetzel. Der
Ehemann der Frau, die sich ihm als Urd vorstellt, stirbt und der Namenlose macht
sich zum Familienoberhaupt. Da stellt sich eine Gefühlsaufwallung, dass er sie
liebt, ganz plötzlich und passend ein. Der Mann ohne Gedächtnis fühlt sich zu
den dreien hingezogen und für ihre Sicherheit verantwortlich. Gemeinsam setzen
sie ihren Weg fort, um das legendäre Midgard, eine Oase in der Welt des
Schreckens, zu finden. Dieser Ort ist ein friedliches Tal, in dem jedermann
Schutz und ein Heim bekommt, der danach verlangt. Midgard scheint die letzte
Zuflucht vor der Kälte und den fremden Kriegern zu sein. Dort halten ihn alle
für den legendären Donnergott Thor. Einen Winter verbringen Thor, der diesen
Namen angenommen hat, Urd und die Kinder Lif und Elenia in Midgard. Nach und
nach stellen sich bei Thor Bruchstücke von Erinnerungen ein, die er aber noch
nicht zu einem Ganzen zusammenfügen kann. Er lernt die Schmiedekunst und
erschafft sich eine mächtige Waffe, die er meisterhaft bedienen kann. Bald wird
er in Kämpfe verwickelt mit Wesen, die Midgard bedrohen, und niemand weiß, wo
sie herkommen. Dann wird Urd von ihm schwanger. Er glaubt an eine friedliche
Zukunft, doch bald ist die kleine Familie erneut auf der Flucht, als es in
Midgard zu seltsamen Zwischenfällen kommt und auf der Suche, das Rätsel seines
Daseins zu lösen. Der Weg führt sie in die Hafenstadt Oesengard. In der
Annahme mit einem Schiff fliehen zu können um irgendwo in der Ferne ein
friedliches Leben zu führen, suchen sie eine Mitfahrgelegenheit. Doch dazu
kommt es nicht. In Oesengard offenbart sich Urds Geheimnis.
Thor der Zweifler überlegt, welchem Volk er angehört... Den Gegnern, die die
Welt erobern wollen, den hier lebenden Menschen oder ist er gar der Gott, für
den ihn alle halten? Zum Schluss des Buches muss Thor eine Entscheidung fällen.
Steht er auf der Seite die ihm seine Familie und Freunde bieten oder auf der
Seite derer, die erklären, dass er einer der ihren ist? Thor stellt uns immer
wieder vor vollendete Tatsachen. Oft bleibt unklar, warum er gerade so oder
nicht anders handelt.
Fazit
Der Start in den Roman ist ja so neu und ungewöhnlich, eigentlich noch nie
dagewesen (bis auf etwa 300 andere Romane) und so selten, wie der Aufbau der
Geschichte und die "Einsamkeit" eines Helden. Die allgegenwärtige
Kälte in der Welt und der recht naive Umgang mit der Handlung lassen den Leser
frösteln, bis dann etwa nach dem ersten Drittel des Buches die Spannung für
einen kurzen Moment aufblitzt, sich erschrocken aber sehr schnell wieder zurück
zieht. Im Vordergrund steht der Held, der ständig versucht sich zu erinnern.
Zwar kommen immer wieder Bruchstücke aus seiner Vergangenheit hervor. Wie Thor,
so der Leser, werden beide nicht wirklich klug aus den Bruchstücken seiner
Traumwelten. Solange Thor nicht weiss, wie sie zusammen gehören nutzen sie ihm
wenig und ein dumm gehaltener Leser weiss es genausowenig. Im Kampf mit sich
selbst erleidet er immer wieder körperliche Rückschläge und seelische
Verletzungen. Im grossen und ganzen haben wir hier einen ständigen Verlierer,
mit dem ich mich als Leser nicht gleichsetzen will. Vor allem, wenn er auf der
einen Seite allein gegen ein Heer antritt und zu besiegen scheint, bei der
Verteidigung der Stadt als kläglicher Versager auftritt.
Das Buch hat mit der nordischen Mythologie absolut nichts gemein. Wolfgang
Hohlbein hält sich an seine altbewährte Methode und benutzt bekannte Namen, um
etwas anderes zu schaffen. Er setzt nur einige Namen und Gegenstände ein, um
dem Leser eine einfach gehaltene Kurzgeschichte als Fantasyroman schmackhaft zu
machen. Vieles war überflüssig und durch geschicktes Streichen kommt man zu
einer lesbaren Novelle oder vielleicht einer spannenden Kurzgeschichte.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 10. September 2010 2010-09-10 14:20:24