Alltägliche politische Einflussnahme
Plötzlich fallen die Bomben und das kleine Dorf in Somalia ist fas völlig
verwüstet. Weder von strategischer, noch von wirtschaftlicher Bedeutung war
dieser unbedeutende Flecken in Afrika. Nur eines könnte hinter dem Bombardement
vermutet werden, der Freiheitskämpfer Hatashil war zur Zeit des Angriffes im
Dorf anwesend und das nicht zufällig. Der CIA Agent Teak war dort mit ihm
verabredet, um ihm eine Sendung zu übergeben.
Im Nachgang des Bombardements häufen sich plötzlich die Meldungen, Hatashil
selbst hätte den Anschlag verursacht und im Rahmen dieser neuen Wendung der
Ereignisse sehen sich die Protagonisten des Buches, jeder und jede an seinem und
ihrem Ort, Auge in Auge mit der verborgenen und schmutzigen Art und Weise, wie
diese Welt auch regiert wird. Hinter den Kulissen, von mächtigen Drahtziehern
elitärer Clubs und ehemals studentischer Verbindungen.
Teak weiß, dass machtpolitische Manipulationen hinter den Meldungen stecken
müssen und hält sich außerordentlich bedeckt, bis er eine Affäre mit Jane
beginnt und ihr die Hintergründe der Tat offenlegt. Janes Interesse kommt nicht
von ungefähr. Ihr Freund David hatte eine Reihe von Verwandten im Dorf. Und
noch eine Verbindung gibt es, die Harvard Professorin Susan Lowell, die gerade
höchst erfolgreich ein höchst positives Buch über Hatashil publiziert hatte,
gerät umgehend in die Kritik und macht sich auf den Weg, herauszufinden, was
hinter den Gerüchten stecken kann.
David, hochbegabter Afrikaner, Verehrer des Freiheitskämpfers Hatashil. hat die
große Chance erhalten, in Harvard studieren zu können, zufälligerweise ist
Susan Lowell eine seiner Professorinnen. In Harvard trifft er auf den exklusiven
Club einer studentischen Verbindung und erfährt dort, dass eine verdeckte
Operation gegen Hatshil von Ehemaligen der studentischen Verbindung initiiert
wurde.
So wechseln die Schauplätze und Handlungsstränge des Buches. Einerseits ist
Harvard Schauplatz mitsamt seinem Leben an der elitären Universität mit ihrer
langen Tradition von einflussreichen Menschen, die aus Harvard hervorgegangen
ist samt derer enger Verbindungen untereinander. Das Leben auf dem Campus, die
Mitgliedschaft in einer der elitären studentischen Verbindungen, die Suche der
Professorin Lowell nach der Wahrheit. Andererseits Afrika, der Agent Teak und
die Reporterin Jane, um die sich die Gefahr immer enger zieht.
Die Jäger sind bereits auf den Spuren der Mitwisser über die Hintergründe der
Tat.
Bis zum Ende des Buches hin bleibt offen, ob die brisanten Informationen die
Öffentlichkeit noch erreichen werden oder nicht. Nur so viel sei gesagt, David
zumindest wird Mitglied des elitären Studentenclubs und schon dies weist klar
darauf hin, dass die Personen in McDonells Roman inneren Entwicklungen folgen
und oft nicht an dem Ort anlangen, den der Leser beim Kennenlernen der Personen
zu Beginn vermuten würde.
Nick McDonnel schreibt einen spannenden Politthriller. Zugleich eine Betrachtung
des Lebens in und um Harvard herum mitsamt seinen inneren Ausrichtungen der
Studenten auf eine baldige Teilhabe an den Schaltstellen der Macht und das Ganze
gewürzt mit einer Liebesgeschichte. Er erfasst in klarer und angemessener
Sprache das Lebensgefühl der vermeintlichen Elite Amerikas und lässt seine
Protagonisten ebenfalls die inneren Kämpfe um Ideale, Bewunderung, drohenden
Zynismus, Hybris und anderen Folgeerscheinungen eines privilegierten Lebens
ausfechten mit lange Zeit ungewissem und dadurch teils durchaus überraschendem
Ausgang im Buch.
Umso glaubwürdiger kann McDonell von diesen Welten berichten, da er Teil beider
beschrieben Welten war. Sein Studium der Literatur in Harvard und seine
Tätigkeit als Journalist mit dem Schwerpunkt Sudan und Irak führte ihn real in
jene Landstriche und Lebenswelten, in denen er seine Figuren im Roman ansiedelt.
Fazit
Nick McDonnel schreibt in kühlem Stil ein Buch über die Hintergründe
weltweiter Machtentscheidungen und führt eindrucksvoll in die Innenwelt
amerikanischer Eliteuniversitäten ebenso ein wie in die Verwobenheit
politischer Ränkespiele zwischen vermeintlicher Unterstützung und plötzlicher
Feindschaft. Hintergründige Absprachen, die meist immer die anderen den hohen
Preis bezahlen lassen.
Spannend und anders in Duktus und Stil, als übliche Formen heldenhafter
Agententhriller.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. September 2010 2010-09-10 09:22:25