Auf erotischer Suche
Stimmt es, was seine Ec Frau in einer Talk Show öffentlich über Markus
Stiltfang behauptet? Dass er der mieseste Liebhaber der Welt ist? Ein
ernüchternder Schlag seiner Ex, vor allem, weil Markus als angesagter und hoch
erfolgreicher Ratgeber-Schriftsteller zum Thema Erotik einen Ruf bei seinen
Lesern zu verlieren hat. Die, den Aussagen seiner Ex-Frau folgende,
Pressekampagne zumindest drückst seine bisherigen Bestseller Verkaufszahlen in
unterirdische Regionen.
Doch da kommt seinem Verlag eine neue, wunderbare Idee. Soll er doch ein Buch
über seine verflossenen Liebschaften schreiben, den Schlag ins Genick zum
Durchstarten nutzen und tatsächlich ein Buch über ihn als miesesten Liebhaber
schreiben.
So macht sich Markus Stiltfang auf, all seine Liebesgeschichten, beginnend bei
seiner jungen Stiefmutter an, nachzuhalten, aufzuschreiben, Kontakt zu den
Verflossenen aufzunehmen und deren Bewertung abzufragen.
Eine weitgehend höchst vergnügliche, erotische Reise beginnt, die an den
entsprechenden Punkten aber verdeutlicht, dass hinter all der Unbeständigkeit
und der Unfähigkeit des Protagonisten, wirklich treu zu sein, eine ganz andere
Sehnsucht und Suche steckt. Die nach der wahren Liebe und einem echten, inneren
zu Hause. Auch dieses Suche schwingt in den berührenden Momenten des Buches
mit.
Harald Braun, der einige seiner äußeren Lebensdaten als Redakteur Seiner
Hauptperson im Buch mit auf den Weg gibt, versteht es, in lakonischer Sprache
und einem treffenden Blick für die Zwischentöne menschlich (erotischer)
Beziehungen, ein stimmiges Bild eines Mannes auf der Suche zu entwerfen. Ebenso
stimmig gelingt es ihm, mit leichter, erzählerischer Hand, die Frauen im Leben
des Markus Stiltfang wunderbar auf den Punkt hin lebendig in den Raum treten zu
lassen. Diese gelungene Darstellung der vielen möglichen Nuancen von
Persönlichkeiten und von Beziehungen zueinander sind es, die das Buch zu einem
reinen Vergnügen machen.
Das interessanterweise sich ein mögliches Glück des Protagonisten genau da
andeutet, wo die Beziehungsgestaltung in ganz anderer, fast anonymer, vor allem
aber nicht erotischer, Form beginnt, ist ein Hinweis für jeden Leser, dass die
vielfache Suche nach Liebe und Glück vielleicht gelingender gestaltet werden
könnte, wenn die sattsam bekannten und erprobten Strategien zur Seite gelegt
und dafür eine größere Gelassenheit ins Feld geführt werden könnte.
Fazit
Eine rund und treffend erzählte Geschichte mit hohem Wiedererkennungswert für
das eigene Leben. Nicht immer im ganz konkret Geschilderten, wohl aber in den
grundsätzlichen Hintergrundströmungen des Buches.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. September 2010 2010-09-05 16:02:41