Haben Sie Sich schon einmal gefragt, woran man bei Chamäleons erkennt, wer
Männlein und Weiblein ist? In Emmas Familie ist schon einmal klar, wer das Kind
ist: Emma trägt eine grüne Chamäleonpuppe durchs Geäst. Zu Beginn der
Geschichte schaut Emma so maulig, wie ein Chamäleon mit seinem großen Maul nur
schauen kann. Dann müssen wir das Buch um 90° drehen, damit wir auf der
senkrecht stehenden Doppelseite Emma in ihrer ganzen Reptilienpracht vom Ast
herunter hängen sehen können. Einen Ast tiefer thront ein Chamäleon mit
riesiger Brille - Emmas Oma. Emma möchte so gern Verstecken spielen. "Wenn
ich eine Idee habe, dann macht niemand mit. Wenn ich etwas alleine machen will,
dann darf ich nicht..." Sind Chamäleons nicht sowieso versteckt, wenn sie
ihre Farbe der Umgebung anpassen? Oma ist keine Spielverderberin - sie hat ihre
Brille abgesetzt und zählt bis 40. Emma versteckt sich im Stinkblütenstrauch.
Irgendwo am Rand hängt die Puppe vom Ast. Das kleine Chamäleon ist verflixt
schwer zu finden; denn plötzlich sehen alle Äste aus wie leicht eingerollte
Chamäleon-Schwänze. Emma kann sich nur schwer für ein Versteck entscheiden.
Soll sie mit den Fledermäusen baumeln oder lieber zwischen den Igelmäusen
herumhuschen? Oma hat fertig gezählt. Im märchenhaft dichten Wald hat sie
keine Chance, Emma zwischen all den von den Ästen baumelnden und an
Baumstämmen krallenden Tieren zu finden. Plötzlich ruft Mama nach Oma "Wo
stecktst du?". Wenn Oma und Emma sich nicht bewegen, hat Mama keine Chance,
die beiden zu finden. Im Versteck beginnt Oma inzwischen, ihrer Enkelin zu
erzählen, wie es ist älter zu werden. Wenn Emma Omas Brille aufsetzt, sieht
sie aus wie die Mama ihrer eigenen Mama. Zum Glück lassen die drei Chamäleons
sich an der Größe und am Farbton unterscheiden. Auch wenn sich Emmas
Gesichtsausdruck nicht verändert, ahnt man, wie lustvoll sie den Rollenwechsel
auslebt, durch den sie endlich ein mal groß und fürsorglich sein kann und ein
Erwachsener die Kinderrolle spielen muss.
Fazit
Kathrin Schärer hat die von Lorenz Pauli erzählte Geschichte der kleinen
Chamäleon-Familie mit großformatigen Kreidezeichnungen und Aquarellen
illustriert, in denen Brauntöne dominieren. Erstaunlich, wie stark sich Kinder
in diesem unterhaltsamen Rollentausch mit der unscheinbaren Emma identifizieren
können. Ganz nebenbei wird ihr Interessen an den kleinen Reptilien geweckt, die
in afrikanischen Mythen eine wichtige Rolle spielen. Empfohlen ab 4 Jahren.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 02. September 2010 2010-09-02 08:30:41