Tödlicher Wahnsinn
Nach seinem Bestseller "Trigger" legt Wulf Dorn nun mit "Kalte
Stille" seinen zweiten Thriller vor. Angesiedelt in einer deutschen
Kleinstadt, Fahlenberg, zu der auch eine umfassende psychiatrische Klinik, die
"Waldklinik", gehört.
Eine Stadt, in die Jan Forstner nach 23 Jahren zurückkehrt. Eine Stadt, die er
aufgrund schrecklicher Erlebnisse damals verlassen hat. Eine Stadt, die Dorn im
Buch meisterlich zu einem der geheimnisvollen Darsteller der rätselhaften
Geschichte ausgestaltet.
Vor 23 Jahren starb die Tochter der Nachbarn, zu jener Zeit in Behandlung in der
Waldklink, vor seinen Augen, als Sie in den vereisten Weiher des Stadtparks
einbricht, nachdem sie aus nicht erfindlichen Gründen aus der Klink geflohen
war.
Sein kleiner Bruder verschwand spurlos nur einen Tag später, mitten in der
Nacht, ebenfalls im Park.
Sein Vater verunglückt in dergleichen Nacht tödlich, als er nach einem Anruf
hastig das Haus verlässt.
Nichts von Jans heiler Welt blieb nach diesen Geschehnissen übrig. Nur ein
Tonband, das er in jener Nacht im Park aufgenommen hatte, um vielleicht die
Stimme der toten Nachbarin auf Band einzufangen, seinem Interesse an
paranormalen Vorgängen folgend. Ein Tonband, auf dem eigentlich das
Verschwinden seines kleinen Bruders hätte aufgenommen sein müssen, doch nichts
als kalte Stille ist zu hören.
Selbst nun in die Fußstapfen seines Vaters als Psychiater getreten, nach einem
Zusammenbruch von seiner Frau getrennt, innerlich zerrieben von den Geschehen
seiner Kindheit, die ihn nicht aus ihren Fängen lassen, erhält Jan Forstner
nun die Chance, an genannter Waldklinik einen beruflichen Neustart anzugehen.
Doch kaum ist er in der alten Heimat wieder angelangt, holt ihn nicht nur der
alte, sondern auch neue Alpträume umgehend ein. Eine Frau springt vor seinen
Augen von einer Brücke und stirbt. Zufall, dass sie seiner damaligen Nachbarin
wie aus dem Gesicht geschnitten ist?
Ein alter Bekannter aus Kindergartentagen, mittlerweile Patient der Klinik,
versucht, sich vor seinen Augen zu töten. Überall trifft er auf Andeutungen,
Ungereimtheiten, neuen Fragen, die ihm zeigen, dass die alte Geschichte noch
längst nicht zur Ruhe gekommen ist.
Wulf Dorn erzählt seine Geschichte mit vielen Rätseln, einer hohen
Geschwindigkeit, einer sich beständig steigernden Spannung und das alles in
klaren und prägnanten Sätzen. Bis in die Nebenfiguren hinein lässt er
unterschwellige Geheimnisse spüren, verwirrt so in bester Weise zunächst den
Leser, bis sich im zweiten Teil der Buches Seite für Seite das Rätsel der
alten und neuen Verbrechen lichtet und sich die Geschehnisse beginnen,
zueinander zu fügen.
Mit seiner Protagonisten Jan Forstner ist ihm ein zerbrochener Charakter mit
emotionaler Tiefe gelungen, der in der Aufarbeitung seiner eigenen Vergangenheit
mehr und mehr seine kämpferische Seite dem Leben gegenüber wieder entdeckt. An
der Seite dieses Protagonisten lässt Dorn den Leser Schritt für Schritt mit um
unklaren, wie überhaupt passieren konnte, was damals passiert ist und warum
keine verwertbaren und klaren Spuren aufzufinden waren und auch bei den in der
Gegenwart geschehenden Verbrechen zu finden sind.
Die Geschichte und der Weg zur Lösung sind klug aufgebaut und wirken in keiner
Phase des Buches konstruiert, ebenso anregend beim Lesen ist, dass eine Reihe
unterschwellig Verdächtiger schon im Verlauf des Beginns der Geschichte in den
Raum treten, die aber letztlich lange Zeit genauso wenig wirklich fassbar
bleiben, wie die Auflösung des Rätsels.
Fazit
Beste und spannende Unterhaltung in sprachlich flüssigem und gut zu lesendem
Stil.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. August 2010 2010-08-28 14:27:47