Auf erotischer Entdeckungsreise
Es geht auch anders, das ist beruhigend. Anders als in derber, vulgärer oder
sogar in Fäkalsprache abrutschenden Stil.
Iris Bahr geht mit Witz, Humor und einem immer auf den Lippen liegenden lockeren
Spruch auf den nunmehr zweiten Teil ihrer erotischen Entdeckungsreise des Lebens
und nimmt auch in diesem Buch beileibe kein Blatt vor den Mund. In klarer
Sprache (ohne dass ein literarisch-poetischer Höhenflug zu erwarten wäre)
schildert sie ihre Lust an der Lust, das vorfreudige Beben und die durchaus
pornographischen Einzelheiten ihrer sexuellen Entfaltung.
Der familiären Enge und ihrer schützenden Mutter aus Tel Aviv nach Amerika zum
Studium entronnen, ist sie besten Willens, sich mit offenen Sinnen und
freizügigen Anliegen in die universitäre Party zu stürzen. Ein Vorhaben, das
leider nicht in dem Maße gelingt, wie es ihr vorschwebt, denn die männlichen
Studenten, mithin die Objekte ihrer Begierde, sind entweder noch mitten in der
pubertären Selbstfindungsphase oder bereits durch Reichtum und Vollversorgung
angeödet vom Leben. Sicher, hier und da gelingt es ihr, mit dem ein oder
anderen die Vertikale aufzusuchen, aber im Gesamten braucht es doch noch anderes
in ihren Augen. Auch eine therapeutischer Exkurs verwirrt hier mehr, als dass er
Klarheit in ihr Leben bringt.
Kurz entschlossen packt sie ihren Rucksack und macht sich mit ihrer besten
Freundin auf eine Südamerika Rundreise. Wer Iris Bahr nach den ersten Seiten
dieses Buches einzuschätzen weiß, der ahnt, dass diese Reise letztlich nur
einem einzigen, übergeordneten Ziel dient: Den körperlichen Freuden und einem
sexuellen Erleben, aber bitte mit allen Extras und ja nicht langweilig. Und
immerhin, diese Reise füllt sich mit Erlebnissen, nicht immer in der Art, die
Iris Bahr letztlich sucht, aber mit Wortwitz und Situationskomik entfaltet sich
doch das Porträt einer suchenden und lebens-, welt- und körperlich offenen
Frau.
Sprachlich direkt ohne ins pathetische oder vulgäre abzugleiten, ist das Buch
durchaus flüssig zu lesen. Dennoch stellt sich nach einer Weile das Gefühl von
Wiederholungen ein. Die Geschichte lebt weniger von Erkenntnissen oder neuen
Erlebnissen, sondern letztlich vor allem von der sprachlichen Direktheit der
Autorin. Dies aber vollzieht sich in durchaus unterhaltsamer Weise, wenn man
sich erst einmal an den stark assoziativen Erzählstil Bahrs mit ihren vielen
Einschüben und Rückblenden in die eigenen Lebensgeschichte gewöhnt hat.
Denn gerade der trockene, mit Humor gewürzte und sprachlich eingängig direkte
Stil des Buches sorgt für entsprechend gute Laune beim Lesen.
Immer noch ist eine solch direkte, Tabu lose sexuelle Sprache von weiblichen
Autoren eher ungewohnt und damit auch ein stückweit noch anstößig, gerade
aber durch den trockenen Humor und die teils lakonischen Schilderungen ist dies
eher ein anregender denn ein abstoßender Anstoß.
Fazit
Ein ganz anderer Blick auf das Entdecken ferner Länder und die Reize anderer
Kontinente, den die Komikerin und Schauspielerin Iris Bahr hier in bekannter
persönlicher Art und Weise ausbreitet, mit einigen Längen, aber immer voller
Esprit und sexueller Gradlinigkeit. Sicherlich kein literarisches Meisterwerk,
aber unterhaltsam zu lesen allemal.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. August 2010 2010-08-26 17:39:46