"Emoticon" ist bedrückend, verstörend und unheimlich, aber es ist in
einer wundervollen Sprache geschrieben (sofern man das bei einer Übersetzung
behaupten kann).
Nach nur mäßiger Begeisterung für Durlachers Debüt "Das
Gewissen", war ich mir bei "Emoticon" nicht sicher, was mich
erwartet. Aber ihre Schreibweise in diesen Roman ist soviel klarer und
poetischer als bei "Das Gewissen", dass das Lesen, obwohl man weiß,
worauf diese Geschichte hinaus läuft, Spaß macht.
In "Emoticon" behandelt sie, sicherlich nicht als erste, den
Palästina-Israel-Konflikt. Ihre beiden Protagonisten sind Daniel, ein
niederländisch-jüdischer Teenager und Aisha, eine radikale 26jährige
Palästinerin. Währen Daniel ein behütet und sorgenfreies Leben in den
Niederlanden lebt, ist Aishas Leben im Grenzgebiet rein vom Hass gegen die Juden
erfüllt, sie macht keine Abstriche, sie hasst einfach alle Juden, für das, was
die ihrem Volk angetan haben. Gleichzeitig möchte sie aber nicht nur ihrem Volk
helfen, sie will auch für sich Ruhm und Ehre haben, und wie könnte das besser
geschehen (und diesen Gedanken hat sie wohl mit allen Selbstmord-Attentätern
gemein) als ein Exempel zu statuieren, ein wirkungsvolles, eins das den Juden
Angst einjagt.
Daniel beschließt, nachdem ihm das Herz gebrochen wurde, sein Vaterland und
seinen Vater zu finden und kennenzulernen. Er wird einer freiwilligen
Organisation der israelischen Armee beitreten.
Andere Hauptdarsteller in diesen Roman, der auch ein Generations-Roman ist, sind
Ester und Lola. Lola ist Daniels Mutter, die als junge Frau im Kibbuz schwanger
geworden ist. Ester ist eine ruhlose Mitt-30er auf der Suche, aber wonach
genau... sie weiß es nicht. Aber nach dem sie in Jerusalem nur knapp einem
Anschlag entgangen ist, verfolgt sie eine Angst und Beklemmung, die mit Daniels
Reise nach Israel seinen Höhepunkt findet. Sie soll dort auf ihn aufpassen.
"Emoticon" ist ein Buch über Unschuld, Rache, Täuschung und
unbändigen Stolz. Es beschreibt Schmerzen, Kummer und Gewalt.
Der Leser wird sich zwangsläufig auf eine Seite gezogen fühlen. Man kann nicht
unparteiisch bleiben, auch wenn man im realen Leben ein gemeinsames Land für
alle als die beste Lösung erachtet.
Fazit
Lesenswert und es wird einen lange begleiten...
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
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veröffentlicht am 11. August 2010 2010-08-11 13:11:49