Alte Freundschaften und neue Feindschaften
Klassentreffen haben ihre ganz eigene Atmosphäre und, so manches Mal, auch eine
echte Dramaturgie.
In dieser dramatischen Form aber war das Klassentreffen nach 30 Jahren in
Wuppertal sicher nicht gedacht, als Olga am Morgen nach dem Treffen im dichten
Wald des Wuppertaler Umlandes ihre Klassenkameradin Juliane tot auffindet.
Schnell stellt sich heraus, dass keine natürliche Todesursache vorliegt, ebenso
rasch ist eine der alten Freundinnen Olgas, Hanna, verhaftet. Motiv rasende
Eifersucht.
Aber ist die Lösung dieses Falles wirklich so einfach? Unter der Oberfläche
liegen noch ganz andere Verstrickungen der alten Schulfreunde Olga, Torvald (den
eine jahrelange Liaison mit Olga verbindet), Hanna (die Luis geheiratet hat) und
Benno (der immer noch in seine Langzeitfreundin Hanna verliebt ist und die
Trennung von Hanna und deren Heirat nicht wirklich verkraftet).
Zudem liegen alte Familienzwiste und Familiengeheimnisse lauernd im Hintergrund.
Liegen hier vielleicht die Ursachen für die Gewalttat?
Oder sind es doch die Recherchen der Journalistin Juliane im "braunen
Sumpf" der rechtsradikalen Bewegung des bergischen Landes?
Fragen über Fragen, denen die Freunde mit Hilfe ihrer alten Schulfreundin Ines,
selbst Polizistin, beginnen, nachzugehen und Schritt für Schritt in alte
Jugenderlebnisse wieder eintauchen müssen.
Munter und flüssig schreibt Petra Tessendorf ihre Geschichte von aktueller
Nähe und Distanz und vergangenen, aber lange nicht vergessenen Geschehnissen.
Bis zuletzt gelingt es ich, den Leser über die wahren Hintergründe des Mordes
im unklaren zu lassen, auf dem Weg zu diesem Ende hin treten allerdings Seite
für Seite ihre Protagonisten deutlicher hervor und zeigen ganz unerwartete
Seiten und Leidenschaften.
Eine Nebenrolle wurde von Petra Tessendorf an ihre eigene Heimat Wuppertal
vergeben. Ungeschminktes Lokalkolorit begleitet die Geschichte auf Schritt und
Tritt samt der ein oder anderen Fahrt in der überregional bekannten
Schwebebahn, dem Wahrzeichen der Stadt.
Das Buch nunmehr allerdings in die Nähe ähnlicher Lokalgenres wie Köln-,
Eifel- oder Bonnkrimis zu rücken, täte Petra Tessendorf unrecht. Ungleich
versierter in der Sprache und differenzierter in der Zeichnung der handelnden
Figuren legt sie ihre Geschichte an, als es das Gros der genannten Genres in der
Regel vorlegt.
Fazit
Ein flüssiges und durchaus spannendes Leseerlebnis für zwischendurch, ohne an
die Spitzen des Krimi Genres heranzureichen, aber eben soweit auch entfernt von
den Niederungen, die hier und da im Blick auf Kriminalromane durchaus zu erleben
sind.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 27. Juli 2010 2010-07-27 17:49:56