Hilfe für die andere Seite
Für Verlassene gibt es Trost, Mitleid, Verständnis und eine Fülle von
Ratgebern in den Bibliotheken. Für den, der verlässt oder verlassen will gibt
es oft nur die andere Seite. Ablehnung. Unverständnis. Vor allem aber keine
oder kaum Ratgeber.
Bei jeder Trennung aber sind, logischerweise, beide Seiten vorhanden. Eine
Seite, die verlassen wird und die andere, die verlässt.
Sandra Lüpkes, bekannte und durchaus geschätzte Thrillerautorin, hat getan,
was auch Bischöfin Käßmann (und dies ganz öffentlich), getan hat: Sie hat
ihren Partner verlassen.
Und gut für alle, die in ähnlicher Situation sich befinden, dass Sandra
Lüpkes ihr Talent zum unterhaltsamen und dennoch informativen Schreiben genutzt
hat, diese Seite des Verlassenden zu beleuchten und ihre Erfahrungen allgemein
zugänglich zu machen. Denn in der Regel wird der Verlassende mit seinen
Gefühlen, seiner Entscheidung und den Folgen alleine gelassen. Ein Weg, den
Sandra Lüpkes gegangen ist und den sie in 10 Kapiteln aufarbeitet. In einer Art
und Weise aufarbeitet, die für jeden in ähnlicher Situation wie ein Leitfaden
zur konstruktiven Trennung genutzt werden kann.
Realitätsnah, flüssig, verständlich und durchaus unterhaltsam trotz des
ernsten Themas und der persönlichen Betroffenheit, beschreibt Sandra Lüpkes
keine völlig unbekannten, neuen Erkenntnisse, reflektiert aber in bester Weise
die einzelnen Schritte von der Erkenntnis des Endes der Beziehung über das
offene Trennungsgespräch, die Notwendigkeit, wirklich Loszulassen, sich hierbei
auch dem Umfeld offensiv zu stellen, Nägel mit Köpfen zu machen und dabei vor
der Endgültigkeit der Trennung nicht zurück zu schrecken.
Auch der Ausblick fehlt nicht, sich einer möglichen neuen Liebe zuwenden zu
können und die Zukunft auch mit dem ehemaligen Partner wirklich zu gestalten
(es zumindest zu versuchen). Gut passt hier das eingebundene Interview mit der
Paartherapeutin Hötker-Ponath, die den Blick auf die Möglichkeit der
Integration der Trennung in das Leben beider Beteiligter lenkt.
Trotz des Titels ist das Buch ebenfalls für die andere Seite, die Verlassenen,
hilfreich, denn es eröffnet einen klugen und eindrücklichen Blick hinter die
Kulissen und die, oft aus Hilflosigkeit, eher harten Fassaden der Verlassenden.
Fazit
Im Gesamten ein ehrliches, nachvollziehbares und kluges Buch, dass vor allem auf
Seiten des Verlassenden einen gut Teil inneren Druck hilft, verstehen zu
können. Und das zudem nicht nur für Offenheit und einen ehrlichen Umgang auch
in Zeiten der Trennung miteinander plädiert, sondern praktisch und aus eigenem
Erleben aufzeigt, wie das gehen könnte.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. Juni 2010 2010-06-28 19:45:44