Wir schreiben das Jahr 1865. Es ist Herbst in den Bergen des Ausseer Lands,
einem österreichischen Landstrich von mystischer Schönheit. Im gigantischen
Höhlensystem des Toten Gebirges entwickelt ein skrupelloser Erfinder mit
Unterstützung eines mächtigen Magiers eine schreckliche Waffe. Die Maschine
soll magische Energie in militärische Zerstörungskraft umwandeln. Dazu wurde
die Jagd auf die mythischen Fey freigegeben, deren Lebenskraft die Waffe
antreiben soll.
Charlotte von Sandling, Charly genannt, eine junge Frau mit Mut und Prinzipien,
befreit einen Feyon aus der Gefangenschaft der Jäger, wodurch sie selbst zur
Gejagten wird. Als sie auf der gemeinsamen Flucht im Berg eingeschlossen werden,
muß sie feststellen, daß ihr Begleiter nicht so harmlos und nett ist wie
bisher gedacht.
Zur selben Zeit suchen der britische Ex-Agent Delacroix und sein Freund, der
Magier McMullen, nach einem verschwundenen Jungen. Als die beiden kurze Zeit
später ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt sind, ruft dies drei äußerst
tatkräftige Damen in die Gegend, die ihre Liebsten wiederfinden und retten
wollen. Da es in der Vergangenheit des Trios pikante Überschneidungen
hinsichtlich der Männer gab, gestaltet sich die Zusammenarbeit der Damen nicht
immer reibungslos.
Das Wohl und Wehe der Menschen und der Fey hängt jedoch davon ab, daß es
gelingt, gemeinsam das Unheil abzuwenden, das nicht nur die Fey, sondern auch
die Ausgewogenheit der Welt an sich bedroht.
Zwischen Intrige und Selbstlosigkeit, Lüge und Ehrlichkeit, Gewalt und Liebe
lassen die Mächte der Berge Mensch und Fey ihren Weg suchen, der ins Leben
führen kann, aber auch in den Tod.
Soweit der Klappentext. Ein Appetitanheizer den ich nicht gebraucht hätte.
Bereits mit ihrem Roman Obsidianherz konnte sie mich überzeugen. (siehe
phantastischer Bücherbrief 486 vom Mai 2008). Wer sie noch nicht kennt, hat
inzwischen drei sehr gelungene Romane verpasst. Das Buch ist als Zweiteiler
äusserst gelungen. Das Titelbild ist stimmungsvoll, ein wenig düster und
unterscheidet sich lediglich im unterschiedlichen Bildnis in der Bildmitte.
Mit dem neuen Buch führt sie ihre Geschichte in der zur Zeit immer beliebter
werdenden Steampunk-Welt weiter. Wer sich noch ein wenig mehr mit Steampunk
beschäftigen möchte, der gebe auf youtube den Begriff als Suche ein, oder gehe
auf die Seite www.clockworker.de.
Ausnehmend gut gefallen mir die Beschreibungen, die Ju Honisch den Lesern
vorsetzt. Nehmen wir nur einmal die Beschreibung von Charlotte von Sandling auf
Seite 19 im ersten Band. In nur wenigen Sätzen wird einem das vierzehnjährige
Mädchen dem Leser vertraut, scheint sie bereits seit Jahren zu kennen. Das
Mädchen wird liebenswert beschrieben und so scheint der Tod des Fey gar nicht
so schrecklich.
Ähnlich geht es in der örtlichen Beschreibung de nächsten Kapitels weiter,
wenn Corrisande Fairchild mit ihrem Mann in eine Berghöhle eindringt. Die
Beschreibung wirkt echt, so als ob die Autorin vor Ort gewesen und
Nachforschungen angestellt hätte.
Diese Aussagen betreffen ebenfalls den Vampir Arpad, Professor Hardenburg oder
auch Leutnant Asko von Orwen. Alle Personen sind ausführlich beschrieben, haben
ihre Macken und Eigenarten, die sie um so menschlicher wirken lassen. Ju
Honischs Gespür für gute Charaktere liegt auch in ihrer guten Menschenkenntnis
begründet, was ihr die Beschreibung wesentlich vereinfacht.
Fazit
Steampunkromane gibt es zur Zeit nicht sehr viele. Der Arcanum Verlag will dies
Jahr noch eine Steampunk Kurzgeschichtensammlung herausgeben und der
Wunderwaldverlag plant dies ebenfalls. Daher wirkt Ju's neues Romanprojekt recht
frisch, unverbraucht. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass die
Filksängerin noch nicht sehr lange mit dem Thema beschäftigt hat. Neben einer
spannenden Geschichte, die sehr viele Handlungsträger besitzt, sind ihre Ideen
und Einzelheiten mit neuen Ansichten und Einsichten versehen. Der von Ju Honisch
eingesetzte Humor ist recht trocken. Liebenswert. Um auf die Handlungsträger
zurück zu kommen. Sehr angenehm ist die Personenliste zu Beginn des Romans. Bei
mehr als 1.000 Seiten ist diese Liste sehr hilfreich, ebenso wie das Glossar am
Schluss.
Mir gefiel bereits im Obsidianherz ihre Schriftsprache die in direkter
Fortsetzung in Salzträume weitergeführt wird. Ich war sehr angetan und bin es
hier ebenfalls wieder. Unbekannte Lebensformen wie die Si und Feyon, deren
ungewöhnliche Gedankenwelt, erwachen zum Leben und stellen ganz
selbstverständlich einen Teil davon dar. In den Bergbeschreibungen könnte man
fast Luis Trenker wiederfinden, dessen Begeisterung hier durchzuschimmern
scheint. Ein weiterer Pluspunkt der Erzählung ist, keine Trilogie vor mir zu
haben.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 28. Juni 2010 2010-06-28 08:14:54