Blutige Walpurgisnacht
Thomas Thiemeyer ist durch seine bisherigen Bücher Medusa, Reptilia und Magma
(alle im Knaur Verlag erschienen) mittlerweile bekannt für sorgfältig
recherchierte Thriller mit einem leichten Anhauch von Mystik.
Seine bereits bekannte Protagonistin Hannah Peters findet sich in ihrer
Eigenschaft als Archäologin Schritt für Schritt wieder in der
Beschwörungszeremonie einer uralten Sekte, deren Schamane das alte, heilige Tor
für den altbabylonischen Winddämon nach tausenden von Jahren wieder zu öffnen
versucht.
Eine Schlüsselrolle spielt die, aus der Bronzezeit stammende, Himmelsscheibe
von Nebra, die dem Buch auch ihren Titel gibt.
Im beschaulichen Harz beginnen nicht nur die Vorbereitungen für die 500
Jahrfeier der Walpurgisnacht auf und um den Brocken herum, innerhalb des
Brockens beginnen ebenso die Vorbereitungen für das dunkle Ritual. Nicht nur
das archäologische Einzelstück der Himmelsscheibe ist dabei das Objekt der
Begierde für den uralten Kult, auch Hannah selbst, ihr neuer Liebhaber und ihr
ehemaliger Lebensgefährte, geraten in den Fokus der Ereignisse. Schamanismus,
die Seherin des Kultes, Wesen in Wolfsfellen mit Kräften, die die eines
normalen Menschen weit übersteigen, ein pensionierter Kriminalkommissar und
drei alte Freunde, die gemeinsam ein dunkles Geheimnis verbindet, machen sich
auf jeweils unterschiedliche Wege in und um den Brocken im Harz herum. Die
einen, um die Beschwörung zu vollenden, die anderen, um das Rätsel zu lösen.
Gefährlich wird es bald für alle Beteiligte.
Wie in seinen anderen Romanen zeichnet sich Thomas Thiemeyer auch hier durch
eine profunde Detailkenntnis des wissenschaftlichen Hintergrundes auf. Eine
ganze Reihe von Theorien im Blick auf die rätselhafte Himmelscheibe von Nebra
bindet er fundiert in die Handlung seines Thrillers ein. Theorien, die durchaus
widersprüchlich seit Jahren im Raume stehen und die in seiner Geschichte
überraschende Wendungen und neue Hintergründe erfahren.
Sprachlich ist sein Stil einfach und plakativ strukturiert. Der erste Teil des
Buches leidet in dieser Hinsicht ein wenig. Durch seine Art der direkten und
knappen Beschreibung der Abläufe, Handlungen und der beteiligten Personen
erhält die Geschichte wenig subtile Elemente, die eine sich steigernde Spannung
aufbauen könnten.
Im zweiten Teil, in dem, etwa ab der Mitte des Buche, das überaus spannende und
gelungene "Grande Finale" mehr und mehr vorbereitet wird, nimmt das
Buch dann aber durchaus Fahrt auf, sicherlich auch durch eine Vielzahl von
spannenden Momenten, deren Dichte sich merklich steigert.
Fazit
Gut recherchiert, verständlich, knapp, zum Teil ein wenig zu vordergründig
geschrieben, mit einem überraschenden Ende versehen und getragen von Personen,
die durchaus erkennbar und individuelle gezeichnet sind, im Gesamten ein Stück
informative und gute Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 15. Juni 2010 2010-06-15 21:04:48