Klare Worte statt nebulöser Verschleierung
Ein klares Wort in knapper, präziser Form von offizieller Seite, bei wie vielen
Krisen und unklaren Situationen hätte man sich das nicht gewünscht?
Gerade hoch aktuelle Krisen wie im Blick auf Shell vor der Küste Amerikas oder
die Finanzkrise verdeutlichen, wie wichtig das Beherzigen der Kernaussagen des
Buches von Arnd Joachim Garth wäre.
Leider nur wäre. Denn was wir im Buch im Blick auf die Gestaltung von Aussagen
jedweder Form und den, letztlich auch ethischen Hintergrund der Aufrichtigkeit
ebensolcher Aussagen lesen können, erleben wir in der Öffentlichkeit
tatsächlich nur selten.
Im Bereich des Krisenmanagements ist in den letzten Jahren eine ganze Reihe
thematisch hochwertiger Literatur erschienen, "Die Unternehmenskrise als
Chance" von Bickhoff und Blatz sei hier nur genannt. Im Betrachten von
Krisen zum einen als massive Störung von Abläufen, zum anderen aber auch als
Chance der Krisenbewältigung und Restrukturierung setzt Arnd Joachim Garth
seinen Schwerpunkt in den Bereich der Krisenkommunikation. "Die richtige
Kommunikation in der Krise ist von zentraler Bedeutung".
Ein vernachlässigter Bereich, der, nicht nur anhand seiner vielen Beispiele
nachvollziehbar sich als Manko in Krisenzeiten darstellt, sondern, wie erwähnt,
schon durch die eigene, einfache Beobachtung des Krisenmanagements unserer Tage
deutlich im Blick ist.
"Schweigen in kritischen Momenten bedeutet, Krisen zu schaffen"
(zumindest aber, beginnende oder bestehende Krisen zu verschärfen). Das Ziel
der Krisenkommunikation nach Garth ist es demzufolge, im besten Falle innerlich
und formal gut vorbereitet, den Vertrauensverlust und mögliche Imageeinbußen
zu begrenzen, sowie durch eine klare, aufrichtige Kommunikation Medien, Kunden
und Öffentlichkeit eindeutig zu informieren, quasi "mit ins Boot zu
nehmen".
Mit seinem Buch gibt er für alle denkbaren Bereiche notwendiger Kommunikation
in Krisenmomenten hilfreiche Instrumente an die Hand.
In jedem Kapitel verdeutlich Garth anhand von mannigfaltigen Beispielen, oft mit
einem humorvollen Unterton, und im Blick auf den jeweiligen Forschungsstand der
Kommunikationstheorie die verschiedenen Elemente und Anwendungsbereiche der
Krisenkommunikation. Der Umgang mit Journalisten (auch diese sind Kunden) über
die Statement Technik (3 und 5gliedrig) hin zu Interviewvorbereitungen und der
Nutzung des Internets als Kommunikationsplattform auch in Krisenzeiten wird in
überschaubarer und verständlicher Form behandelt. Für alle Bereiche liegen im
Buch gelungene Zusammenfassungen und Praxishilfen vor. Ergänzt werden diese
konkreten Handlungshilfen durch einen Blick auf das, was in der Kommunikation
allgemein passiert und wie diese Strukturen von Kommunikation sinnvoll für eine
Krisenkommunikation genutzt werden können.
Das Krisenkommunikation in dieser Form ein tatsächliches und wesentliches
"Markenschutzinstrument" ist, ist nach der Lektüre des Buches
einwandfrei ersichtlich. Dass eine solche Kommunikation (und Krise) eine
Nachbereitung braucht ist sicher allgemein offenkundig, dass aber auch eine
gründliche Vorbereitung der Kommunikation und der Kommunikationsstrukturen eine
ebenso gründliche Vorplanung benötigt, um effektiv im Krisenfall greifen zu
können, gut, dass dies hier ausführlich gewürdigt und erläutert wird.
Abgerundet wird das Buch durch eine ausführliche Checkliste der
Krisenkommunikation, in der alle Erkenntnisse des Buches aufgenommen sind und
die ein probates Mittel an die Hand gibt, die eigene Kommunikation geschärft
vorzubereiten und im Fall der Fälle umzusetzen.
Arnd Joachim Garth lässt auf jeder Seite erkennen, dass Kommunikation sein
täglcihes Geschäft als Trainer ist, er macht allerdings ebenso keinen Hehl aus
seiner ethischen Verwurzelung.
Eine klare, eindeutige und hilfreiche Kommunikation kann nur gelingen, wenn
Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit zu einen Ziel dieser Kommunikationsformen
sind und auch als Grundlage des Handelns vorliegen. (Vielleicht wird deswegen
sowenig der beschriebenen Techniken in der Öffentlichkeit unserer Tage
angewandt, weil die Motive eben nicht aufrichtig und glaubwürdig wären und
daher nichts andres bleibt außer die Nutzung von Worten zur Vernebelung?)
Die je vorweggestellten Zitate sind überaus treffend ausgewählt und dienen so
nicht nur einer Eröffnung des jeweilig behandelten Themas, sondern helfen auch,
das jeweilige Kapitel in einem Kernsatz je innerlich zu verankern.
Fazit
Das Buch ist ein hervorragendes Instrument, die eigene Unternehmenskommunikation
und den Umgang mit Krisen konstruktiv zu gestalten und damit die Krise zu
bearbeiten, statt sie nur passiv zu erleiden. In Form und Inhalt auch ein ganz
allgemeiner und leicht verständlicher Erkenntnisgewinn für die Betrachtung
öffentlicher Kommunikation in Krisenzeiten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 30. Mai 2010 2010-05-30 17:56:39