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Toril Brekke: Die Reise nach Westen

Die Reise nach Westen

von Toril Brekke
Verlag: Droemer Knaur [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-426-19873-5

Preis: 19,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. Dezember 2024]
Der mühsame Weg zum Leben

In ihrem neuen Roman schildert Toril Brekke den Weg einer jungen Frau durch den "Wilden Westen" Amerikas im Jahr 1843. Einen, auch für die damalige, rauhe Zeit, nicht alltäglichen Weg.

16 Jahre alt ist Brenda, als sie sich mit ihrem Stiefbruder und Geliebten Holje dem Treck anschließt, der ins "gelobte Land", nach Kalifornien führt. Harte Männer sind es überwiegend, die die Atmosphäre des Trecks prägen. Harte Männer, die nicht alle eine Familie ihr eigen nennen.
Es bleibt nicht aus, dass Brenda, zunächst verstohlen, und dann, als sie als unverheiratet erkannt wird, massiv zum Objekt der Begierde wird.
Sie wird vergewaltigt, Holje steht ihr bei und wird zum flüchtigen Mörder, Brenda ist auf sich allein gestellt inmitten der unwirtlichen und bedrängenden Verhältnisse.
Verhältnisse, die treffgenau von Toril Brekke beschrieben werden in ihrer Geschichte, die bis in die Zeit des Sezessionskrieges hineinreicht.

Norweger in der neuen Welt, das ist der Ausgangspunkt der Geschichte von Brenda, die den Mittelteil einer als Trilogie angelegten Familiengeschichte ist. Wie für viele Europäer in jenen schwierigen Zeiten, ist Amerika das Land der Hoffnung. Hoffnung ist wichtig, doch einfach wird das Erreichen der großen Ziele für die Beteiligten nicht einfach und letztlich nicht für jeden möglich sein. Auf dem Weg bleiben mehr Opfer als solche zurück, die ihre Hoffnungen leben können und letztlich sind alle überlebenden Beteiligten vom Schicksal gezeichnet.

Von der Kraft der Hoffnung aber kündet Toril Brekke. Von den Niederungen des Lebens, dem harten Überlebenskampf, der das junge Mädchen zunächst bis zur Prostitution treibt. Und sie beschreibt in sprachlich eindringlicher, bildhafter und mit hinein nehmender Form von der Glücksjägerei jener Tage, der Gier nach Gold, dem Fieber, das ein ganzes Land erfasst hatte.

Ebenso überzeugend wirft sie einen Blick auf diese ganz besondere, kleine Gruppe von Auswanderen in der "neuen Welt". Die Traditionen, die miteinander verbinden und die als Form einer "inneren Heimat" auch in der fremden Umwelt des weiten Landes ein Stück Sicherheit geben sollen und auch können werden ausführlich und damit nachvollziehbar beschrieben. Die beginnende Entfremdung zwischen den Menschen bleibt als Thema nicht aus, das enttäuschende Verhältnis des Vaters zu Brenda ist ein wirksam herausgearbeiteter Beleg für diese sich langsam auflösende Verbindung der kleinen Volksgruppe hinein in eine neue Lebenswelt.

Die handelnden Figuren sind durchweg lebendig und differenziert angelegt und mit Einfühlungsvermögen beschrieben. Toril Brekke versteht es, Anteil an der Entwicklung der Personen zu geben.

Den Weg immer wieder neu unter die Füße zu nehmen, die Unentrinnbarkeit auswegloser Situationen ertragen zu müssen und dennoch nicht aufzugeben und der allmähliche und dennoch schmerzliche Verlust innerer Heimat sind die generalisierenden Elemente dieses überzugenden und gut geschriebenen Romans, die über das Jahr 1843 hinaus und die konkreten Personen des Romans Bedeutung haben.

Auf diesem Weg begleitet Toril Brekke nicht nur ihre Hauptfiguren, die Lebensläufe vieler angehöriger der norwegischen Auswanderer werden, teilweise am Rande, bis in die Zeiten des Bürgerkrieges hinein begleitet.

Auch Brenda geht und macht ihren Weg. Auf diesem Weg aber "wuchs ein Schmerz in ihr heran, der sich zu der vielen Qual gesellte, die sie ohnehin schon in sich trug". Ihre Töchter sind es, die zum Schluss dieses Buches Brenda, aber auch dem Leser, den Weg nach vorne hin weisen.
Fazit
Ein sprachlich hervorragend geschriebener Roman, der mit einfühlsam und differenziert beschriebenen Figuren den Lebenskampf des 19. Jh. in Amerika im Blick auf eine kleine Auswanderergruppe genauestens schildert. In seinen generalisierenden Elementen voller Hinweise und Möglichkeiten, auch zu anderen Zeiten und anderen Umständen den Kampf für die eigenen Hoffnungen auf sich zu nehmen.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 21. Mai 2010

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