Struktur und Geschichte von Kriminalromanen
Weltweit lieben Leser Kriminalromane, das belegen eindrücklich die
Verkaufszahlen des Genres. Warum ist das so? Was macht einen Kriminalroman aus,
welche Einflüsse beeinflussen das Genre und wie sieht die Geschichte der
Kriminalliteratur aus?
Fragen, denen Peter Nusser, Professor für neuere deutsche Literatur an der FU
Berlin in diesem Buch fundiert nachgeht, mittlerweile in 4. Auflage.
Zunächst schärft er, seinem wissenschaftlichem Anspruch treu bleibend, die
Begrifflichkeiten und definiert die, seiner Meinung nach, beiden Grundansätze
der Kriminalliteratur, den Detektivroman und den Thriller. Sicher fällt manches
Mal beides zusammen, doch anhand seiner Ausführungen schon im Vorwort ist
leicht verständlich, warum er in diese beiden Stränge des Genres
differenziert.
Auf dieser geklärten Grundlage wendet sich Peter Nusser in den folgenden
Kapiteln zunächst dem Untersuchungsgegenstand Kriminalroman vertiefend zu und
klärt seine methodische Herangehensweise, bevor er in der getroffenen
Unterscheidung zwischen Detektivroman und Thriller Elemente und Strukturen des
Kriminalromans erläutert.
In Betrachtung des Umganges mit den Figuren des jeweiligen Stranges werden
typisierende Elemente deutlich und die Unterscheidung zwischen beiden Strängen
nicht zuletzt durch den verschiedenen Umgang mit den handelnden Figuren
geschärft.
Das, zu recht ausführlichste, nächste Kapitel wendet sich im Anschluss der
Geschichte des Kriminalromanes allgemein und dann, im Einzelnen, der Geschichte
von Detektivroman und Thriller zu, bevor ein gründlicher und umfassender Blick
auf die neueren Ansätze des Kriminalromans in der Gegenwert geboten wird, in
dem Peter Nusser verständlich und nachvollziehbar die Fortentwicklung des
Genres beleuchtet.
Die Aufteilung der, in früheren Kriminalromanen auf eine zentral handelnde
Person beschränkten Eigenschaften auf ein Team ist hier eines der Merkmale
moderner Kriminalliteratur, weitere werden differenziert dargestellt und geben
so einen umfassenden Einblick in die Funktionsweise moderner Kriminalromane.
Auch der Blick auf Kriminalromane aus der ehemaligen DDR beinhaltet einiges an
Neuem zum Thema der Kriminalliteratur an sich. Das Kapitel schließt ab mit
einer Betrachtung der sich ständig weiterentwickelnden Technik und der modernen
Medien auf das Genre.
Das Buch selbst schließt mit der Erklärung der Wirkung von Detektivroman und
Thriller aus sozialpsychologischer Sicht und gibt zu guter Letzt Unterrichtenden
einige Überlegungen für den didaktischen Umgang mit der Kriminalliteratur an
die Hand.
Peter Nusser bietet einen umfassenden Blick auf die Kriminalliteratur und
Geschichte und Gegenwart. Sprachlich verständlich, mit
literaturwissenschaftlichem Anspruch, ist das Buch nicht immer leicht
zugänglich, dennoch bietet es einen guten, allgemeinen Überblick über das
Genre. Die Beispiele sind durchweg griffig gewählt, Vertiefungen und
ausführlichere Darstellungen der Arbeitsweise allgemein bekannter Autoren
wären hier und da wünschenswert gewesen. Das ausführliche
Literaturverzeichnis gibt aber alle Möglichkeiten der vertiefenden Weiterarbeit
an die Hand.
Fazit
Das Buch ist kein Do it yourself Ratgeber zur Erstellung eines guten und/oder
erfolgreichen Kriminalromanes, dennoch bildet es eine wichtige Grundlage zum
Verständnis des Genres und der Strukturen eines Kriminalromanes. Durchaus
bedeutsam für Autoren und solche, die es werden wollen, aber auch mit
erhellenden Erläuterungen über die Funktion von Geschichte und Figuren für
den Leser von Kriminalliteratur versehen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. Mai 2010 2010-05-17 00:26:54