Der ganz normale Wahnsinn in deutschen Laubwäldern: Menschen mit Insekten im
Gesicht laufen barfüßig durch den Dornenbusch während die Amerikaner, die
eigentlich deutsches Paramilitär sind, mit ihren Maschinenpistolen einen Kiosk
zerlegen. Und das alles nur, weil Hartmut auf Ebay ein Haus für 8000 Euro
geschossen hat.
Bei wem es trotz des aberwitzigen Szenarios jetzt im Oberstübchen
sturmklingelt, mag sich mit einem breiten Grinsen an die Bücher "Hartmut
und ich" und "Voll beschäftigt" erinnern.
"Wandelgermanen" ist nichts weiter als der dritte Roman um die
Bochumer Chaos-WG, die jetzt absolut im Wald steht. Für ein paar tausend Euro
verscheuert auf Ebay irgendjemand ein nettes Fachwerkhaus in einem ruhigen
Dörfchen und Hartmut schlägt sofort zu, so dass die Ruhrpott-WG die Kartons
packt. Bei besagten Landhausidyll angekommen sind bald alle Hoffnungen auf einen
baldigen Einzug eben so schnell verflogen, wie die Frauen der beiden
Protagonisten: eine Bruchbude, die selbst die Neandertaler nicht freiwillig
bezogen hätten. Doch Hartmut und der namenlose Ich-Erzähler kneifen die
Backen, trotz gelegentlicher Krämpfe, zusammen und wollen die Ruine sanieren.
Auf dieser Mission begegnen sie den schrägsten Vögeln überhaupt: den
Wandelgermanen. Diese schuhlosen Hinterwäldler schauspielern das Nibelungenlied
und Baden ihre Füße beim Essen. Schlimmer ist da nur der Baumarkt in
Schwäbisch Hall...
Fazit
Geistiger Vater dieser absolut durchgedrehten, im Bermudadreieck von Baumarkt,
Ämterfluren und dem Ragnarök ablaufenden Schnitzeljagd ist der Ex-Paketpacker,
Visions-Mitarbeiter und Romanautor Oliver Uschmann. Er verschmilzt in seinem
Roman die schärfsten Beobachtungen mit unglaublich abgedrehten Szenarien und
reizt dabei die Lachmuskeln bis aufs Äußerste. Manchmal leidet das Niveau
etwas unter dem nächsten Lacher, oder es rutscht ein unkontrolliertes "das
glaub’ ich jetzt nicht" über die Lippen des Lesers. Aber wer lacht nicht
auch manchmal bei "Der nackten Kanone" über die absolute Absurdität
des ganzen? Eben. Und zwischendurch gibt es Lebensweißheiten serviert. So wird
die Frage aller Fragen, also die nach einem Gott, zufriedenstellend beantwortet.
Und das Beste ist, viele werden sagen: Ich hab’s gewusst!
Vorgeschlagen von Sterereo
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veröffentlicht am 21. März 2010 2010-03-21 23:36:22