Vor zwei Jahren gelang Markus Stromiedel mit "Zwillingsspiel" ein
exzellentes Thrillerdebüt, in dessen Mittelpunkt Kommissar Paul Selig stand.
Selig, nicht unbedingt das, was man unter einem Erfolgstypen versteht, gewann
das Herz der Leser. Jetzt steht nunmehr der zweite Fall für den kauzigen
Ermittler an:
In Berlin-Kreuzberg wird ein Brandanschlag auf ein vierstöckiges Mietshaus
verübt, den nur ein neunjähriger Junge überlebt. Kommissar Selig, nach seinem
Coup zum Leiter einer Sonderermittlungsgruppe befördert, soll die Wogen in der
Öffentlichkeit glätten. Zusammen mit seiner Kollegin Maria stößt er bei
seinen Untersuchungen auf Unstimmigkeiten. In Berlin, das durch die neuen
Gesetzte zur Terrorabwehr komplett überwacht wird, ist es kaum noch möglich,
einen Schritt ohne Kenntnis der Behörden zu tätigen. Mit diesen Gesetzen hat
sich Innenminister Weyland seine Lebensberufung erfüllt. Schnell wird Kommissar
Selig mit den Schattenseiten der totalen Überwachung konfrontiert, denn durch
die Manipulation von Daten im System der Terrorabwehr wird Paul Selig vom Jäger
zum Gejagten.
Nach einem erfolgreichen Debüt ist es oft nicht leicht, einen würdigen
Nachfolger zu schreiben. Eine Hürde, die Markus Stromiedel mühelos gemeistert
hat. "Feuertaufe" knüpft an, wo "Zwillingsspiel" aufgehört
hat. Die dortigen Geschehnisse hat Markus Stromiedel zum Anlass genommen, Berlin
in bester George-Orwell-Tradition in eine Stadt der totalen Überwachung zu
verwandeln. Insgesamt zeichnet er in diesem Roman, der gute neun Jahre in der
Zukunft spielt, ein düsteres Bild der deutschen Hauptstadt.
Nebenbei gelingt es ihm, auch die politischen Machenschaften so geschickt in
seinen Pot einzubauen, wie man es bisher nur von Tom Clancy oder Vince Flynn
erlebt hat. Es ist schön zu sehen, dass politische Ränkespiele in einem
Thriller nicht immer in Washington stattfinden müssen. Markus Stromiedel
gelingt es, den Roman bis zum Ende packend und auf hoher Spannungsflamme zu
halten.
Fazit
Die Erfahrung, die Markus Stromiedel als Drehbuchautor für Tatort oder Stubbe
gesammelt hat, kommt ihm wieder einmal zu Gute. "Feuertaufe" ist ein
szenischer, hoch spannender und topaktueller Politthriller. Eine absolute
Pflichtlektüre für Thrillerfans!
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 08. März 2010 2010-03-08 22:06:01