Das Buchcover mit Industrie-Ruine vor feuerrot leuchtendem Himmel verdeutlicht,
wie ernst die Situation in der früher wirtschaftlich so erfolgreichen Provinz
Morland inzwischen ist. Morlands Energievorräte und Bodenschätze sind
ausgebeutet; von der untergegangenen Zivilisation findet man nur noch riesige
Mengen unlesbarer Datenträger. In Morland sind moderne Technologien sinnlos
geworden. Die Bevölkerung ist auf wenige Tausend Einwohner geschrumpft. Mit
Hilfe der Magier-Gemeinschaft der Eskatay führt Morlands Präsident Begarell
einen erbitterten Kampf um die Weltherrschaft. Gegenspieler der Magier sind drei
Jugendliche mit übernatürlichen Fähigkeiten und ein ehemaliger Polizist auf
der Suche nach seinen kleinen Töchtern.
Tess gerät beim Klettern über eine Mauer in eine andere Zeit, zu der niemand
je von Morland gehört hatte. Erst vor wenigen Jahren haben die Bewohner dieser
Welt einen verheerenden Krieg erlebt. Aus einem alten Tagebuch erfährt Tess
mehr über Noras Schicksal. Im zweiten Band hatte die blinde Nora Tess bei sich
aufgenommen und das Mädchen aus dem Waisenhaus darin unterstützt, seine
übernatürlichen Fähigkeiten zu Morlands Nutzen einzusetzen. Noras Visionen
lassen um die Existenz der Erde fürchten; denn zu ihrer Zeit verfügte jeder
Kontinent über Nuklearwaffen. Beim Lesen des Tagebuchs wird sich Tess über
die Vorgeschichte der aktuellen Ereignisse klar und kann einen Bezug zur Welt
der Leser in der Gegenwart herstellen. - Die im Tagebuch dokumentierten
Erlebnisse Noras und Koljas spielen in unserem Jahrtausend.
Auch York ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit und sieht sich darin
bestätigt, dass Richter Urban tatsächlich sein Adoptivvater gewesen ist. Hakon
trifft als Gefangener auf seinen Pflegevater, in dessen Zirkus er als Kind
gelebt hat, und durchschaut, warum damals alle Gist ihre Kinder zu deren Schutz
in Pflegefamilien gaben. Gemeinsam mit Hakon begreift man als Leser, wie das
System der Versuchsstationen mit Häftlingen als Versuchspersonen in Morland
funktioniert. Das Wissen, das Tess aus den Tagebüchern schöpft, und Hakons
Fähigkeit, eine Gruppe zu führen, werden im Kampf gegen die Eskatay über die
Zukunft Morlands entscheiden.
Der dritte Band der Morland-Trilogie versetzt seine Leser sofort wieder mitten
nach Morland. Die vergangenen Ereignisse, besonders die Wirkung der
geheimnisvollen Blumen, werden während der Spurensuche der drei Jugendlichen
weiter vertieft. Noras Tagebuch stellt sehr geschickt eine Verbindung der
phantastischen Ereignisse mit der Gegenwart her. Noras Visionen zu Morlands
Schicksal können als Anspielung auf die Zeit des kalten Krieges verstanden
werden, in dem sich die Sowjetunion und die USA in den 60er Jahren des vorigen
Jahrhunderts gegenüber standen. Im Kampf um die Welt-Herrschaft treffen in
Morland Magie und Naturwissenschaften aufeinander. Schwindts Hauptfiguren nutzen
ihre übernatürlichen Fähigkeiten vorrangig zur Kommunikation, zur
Beeinflussung anderer. Seine Helden Tess, York und Hakon handeln für ihr
jugendliches Alter so bemerkenswert reif, dass man sie beinahe für erwachsene
Protagonisten halten könnte.
Band 1:
Morland. Die
Rückkehr der Eskatay
Band 2:
Morland. Die Blume
des Bösen
Fazit
Auch im dritten Band der Morland-Trilogie schildert Peter Schwindt den
wirtschaftlichen Niedergang seiner phantastischen Provinz Morland mit den daraus
folgenden politischen und gesellschaftlichen Folgen spannend und plausibel. Sehr
angenehm empfinde ich im Rückblick auf die Trilogie die harmonische Einheit der
drei Einzelbände, die ohne Brüche aneinander anschließen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 02. März 2010 2010-03-02 09:52:03