Am 15. Juli 1988 beenden Emma Morley und Dexter Mayhew ihr Studium. Nach ihrer
Examensfeier landen die beiden 20-Jährigen in Emmas Bett in einer Edinburgher
Studentenbude. Sowohl Emma als auch Dexter spüren, dass sie einander mehr
bedeuten, dennoch entwickelt sich aus dem One-Night-Stand keine Beziehung. Aber
sie beschließen Freunde zu bleiben - was ihn über lange Jahre hinweg auch
gelingt.
Während Emma mit beiden Beinen im Leben steht, obwohl sie viele Jahre nach
ihrem Beruf und ihrer Berufung suchen muss, ist Dexter ein Lebemensch mit
Casanova-Einschlag. Nach dem Studium begibt er sich zuerst auf eine lange Reise,
anschließend arbeitet er als TV-Moderator, feiert wilde Partys, ist absolut
promisk und verfällt mehr und mehr dem Alkohol. Emma arbeitet zunächst in
einem mexikanischen Restaurant und später als Lehrerin. Sie lebt mit ihrem
Freund Ian zusammen und braucht lange, um sich einzugestehen, dass sie ihn nicht
liebt. Ihr Herz gehört Dexter; dieser hingegen braucht lange, um sich
einzugestehen, dass er nur mit Emma glücklich werden kann. 19 Jahre benötigen
die beiden, um sich wirklich zu finden. Aber auch in diesem Moment wird der
Autor weder rührselig noch kitschig, sondern er greift zu dem Stilmittel eines
letzten großen Showdowns und lässt - erneut - das Schicksal eingreifen.
Der Leser begleitet Emma und Dexter durch diese lange Lebenszeit. David Nicholls
nimmt jeweils die Perspektive der Hauptperson ein und lässt seine Leser an
Emmas und Dexters Gedanken und an ihrem (Selbstfindungs-)Weg teilhaben. Das
gelingt ihm sowohl für den männlichen als auch für den weiblichen Charakter
ausgesprochen gut. Vor allem Menschen, die zu Anfang der 60er-Jahre geboren
wurden, werden sich mit dieser Lebens- und Entwicklungsgeschichte ausgesprochen
gut identifizieren können. Nicht zuletzt, weil er auf pointierte Art und mit
einer gehörigen Portion Humor zeigt, dass nicht "alle Blütenträume
reifen".
David Nicholls zeigt über den Zeitraum von zwanzig Jahren hinweg, wo Emma und
Dexter sich jeweils am 15. Juli befinden, wie sie leben, was sie fühlen und wie
sie sich Dexters eher lapidar dahingesagtem Satz, "wenn du mit vierzig
immer noch Single bist, heirate ich dich" annähern. Das Datum ist bewusst
gewählt: Der 15. Juli ist der St Swithin's Day - und einem Mythos zufolge, wird
es vierzig Tage ununterbrochen regnen, wenn es an St Swithin regnet. Am 15. Juli
2004 lässt Nicholls tatsächlich heftigen Regen vom Himmel prasseln - mit
fatalen Folgen.
Fazit
Christine Westermann hat diesen Roman empfohlen und ihn auf diese Weise -
völlig zurecht - auf die Bestsellerschiene gehoben.
Vorgeschlagen von Heide John
[Profil]
veröffentlicht am 09. Februar 2010 2010-02-09 18:50:31