Es gibt keine Meinungen auf der Welt - sondern nur die Sache selbst, von der
viele Menschen sich viele Meinungen bilden. So nehmen sich üblicherweise viele
Interessierte an dem Phänomen "Beatles" aus dem endlosen Gewirre der
Publikationen eine einzige heraus, eine Stimmung oder Empfindung, um uns daran
zu zeigen, was nun die beste Biographie oder der beste Buchbeitrag ist. Es ist
dabei viel leichter, in einem Buch die Fehler und Irrtümer nachzuweisen, als
von dem Werte desselben eine deutliche und vollständige Entwicklung zu
geben.
So kann auch von dem vorliegenden Buch nur eine oberflächliche Wertung
abgegeben werden, denn jeder Leser wird sich ein eigens Urteil bilden müssen -
abhängig von dem, was er schon kennt, oder was ihm noch an Wissen fehlt. Hier
zumindest fällt das Urteil - wenn man sich nun diesem Anspruch doch zu stellen
vermag - in jeder Hinsicht positiv aus. Sowohl mit der Materie vertraute Fans
als auch neue Interessierte können diesem Buch Dinge entnehmen, die den eigenen
Wissensschatz erweitern - und dies hier aus einmaliger Perspektive. Als die
Beatles 1960 in Hamburg begannen, war Astrid Kirchherr mit ihrer Kamera dabei.
Sie hatte die vier bei deren Auftritten im Hamburger "Kaiserkeller"
kennen gelernt und schon dort auf deutschem Boden die ersten weltberühmten
Fotos gemacht. Als die Beatmusik 1964 weltweit erfolgreich wurde, fotografierten
Kirchherr und Max Scheler die in Deutschland gereifte Band privat, im Studio und
beim Dreh von "A Hard Day s Night" und entdeckten Liverpool für
Millionen Fans.
So birgt dieser Band grandiose Aufnahmen, die überaus anziehend sind: John
Lennon verträumt, beim stimmen der Gitarre, Ringo beim Entspannen, beim
Schlafen im Gepäckabteil eines Zuges, Ringo brav bei seinen Eltern auf dem Sofa
oder George Harrison beim studieren der Tagesmeldungen. Alle Fotos zeugen von
einem einzigartig intimen Zugang zu den Beatles hinter den Kulissen. In diesem
Buch sind die besten versammelt und geben eine Zeit wider, als man im noch nicht
überfrachteten Musikgeschäft voller Halbtalente noch Ausnahmetalente kannte,
die für Jahrzehnte Generationen prägten. Das Layout der deutschen Ausgabe des
Fotobandes ist merklich hochwertig und bibliophil gestaltet: Schweres Papier,
seidenmatt gedruckte Bilder - hier und dort ein wenig Gold.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
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veröffentlicht am 06. Februar 2010 2010-02-06 15:35:42