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Xuewu Gu: Theorien der internationalen Beziehungen: eine Einführung

Theorien der internationalen Beziehungen: eine Einführung

von Xuewu Gu
Verlag: Oldenbourg Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-486-25315-3

Preis: 17,72 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Ich habe einige Theorien der Internationalen Beziehungen gelesen und auch bewertet. Ich muss sagen, dass diese Einführung in die "Theorien der Internationalen Beziehungen" ein gutes Buch zu diesem Thema ist, neben Gert Krells "Weltbilder und Weltordnung" ist dieses Werk uneingeschränkt zu empfehlen, vor Hartmanns: "Internationale Beziehungen".

Warum? Dieses Werk besticht durch seine leichte Lesbarkeit und dadurch, dass wichtige Theorien ausführlich dargestellt werden. Der Autor teilt sein Buch in 4 Teile ein. In Teil 1 werden die grundlegenden Fragen der Theorien der Internationalen Beziehungen (in Folge: IB) dargestellt. Dazu gehören Fragen nach der Definition und dem Zweck von Theorien und Theoriebildung, Methoden der Theoriebildung (Deduktive und Induktive Theoriebildung, empirische Theoriebildung, normative Theoriebildung), Klassifikation von Theorien und Theoriegeschichte. Der Autor teilt dann die bekannten Theorien in den IB in sogenannte "Pessimistische, optimistische und Neutrale Ansätze ein. Pessimistische Ansätze zeichnen sich nach Ansicht des Verfassers dadurch aus, dass sie davon ausgehen, die anarchie des internationalen Staatensystems sei nicht überwindbar und der Staat sei zuletzt auf Selbsthilfe angewiesen, wenn er im Kampf zwischen den Staaten um internationale Macht überleben wolle. Zu diesen Theorien rechnet der Autor die Gleichgewichtstheorie, den Klassischen und den Neorealismus, die auch in den Werken Krells und Hartmanns ausführlich behandelt werden (wobei sich Krell und Hartmann als Anhänger des Liberalismus zu erkennen geben, während Xuewu Gu eine neutralere Position einnimmt). Er zählt hierzu auch die Hierarchietheorie, die bei Krell und Hartmann nicht behandelt werden (also Imperialismustheorie, Zentrum-Peripherie-Theorie, Dependenztheorie).
In einem dritten Teil werden diejenigen Theorieansätze behandelt, die der Verfasser als "optimistische Ansätze" bezeichnet. Optimistisch daher, weil diese Ansätze grundsätzlich davon ausgehen, dass die Anarchie des internationalen Staatensystems überwindbar seien und internationale Kooperation den einzelnen Staaten mehr Sicherheit bringe als nationale Selbsthilfe. Hierzu gehören nach Auffassung des Verfassers die Friedenstheorie sowie Neoliberalismus, Neoinstitutionalismus (im Gegensatz zu Hartmann trennt er diese beiden Theorieansätze und orientiert sich bei der Beschreibung des Neoinstitutionalismusan den grundlegenden wichtigen Aufsatz von Gunther Hellmann und Reinhard Wolf: "Systematische Theorien nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes" in: "Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 1993). Stärker als die Einführungen von Krell und Hartmann, die dem Neoliberalismus zuneigen, werden jedoch die Annahmen dieser Denkrichtung auf S. 70 ff. einer kritischen Überprüfung überzogen (wobei sich ein Druckfehler eingeschlichen hat: es muss auf S. 70 heißen: "Neoliberalismus unter Kreuzfeuer" statt: "Neorealismus unter Kreuzfeuer").
Der vierte Teil fasst Aggressionstheorie, Systemtheorie, Entscheidungstheorie, Spieltheorie als "Neutrale Ansätze" zusammen. Neutral deswegen, weil sich diese Ansätze nach Ansicht des Autors in erster Linie nicht dafür interessieren, ob die Überwindung der internationalen Anarchie wünschenswert sei oder nicht, sondern dafür, wie sich ein Staat in einer bestimmten Situation verhält und welche Faktoren dieses Verhalten verursachen. Diese Theorien arbeiten nach dem Vorbild der Naturwissenschaften und streben nach Auffassung des Verfassers Wertfreiheit und Neutralität an (ob dies überhaupt möglich ist, ist eine andere Frage).

Kritik übe ich daran, dass die wichtige konstruktivistische Theorie, die bei Krell und Hartmann behandelt wird in dieser Einführung nicht erwähnt wird - ebenso sucht man sie und ihren "Begründer" Alexander Wendt im Literaturverzeichnis sowie im Personen- und Sachregister vergeblich.
Fazit
Ansonsten neben Krell eine sehr gute Ersteinführung, die meines Erachtens - abgesehen von dem eben beschriebenen Mängel - uneingeschränkt empfohlen werden kann.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 26. Juni 2003

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