Der Autor hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben, der im
alten rom spielt: Gordianus, der Sucher, wird von dem jungen Rechtsanwalt Marcus
Tullius Cicero im Jahre 80 v. Chr., also zur Zeit des Diktators Sulla,
beauftragt, die Hintergründe eines Verbrechens aufzuklären.
Ciceros Klient ist Sextus Roscius, Sohn eines reichen Großgrundbesitzers, der
angeklagt wird, sienen Vater ermordet zu haben. Innerhalb von acht Tagen muß
Cicero eine Verteidi8gungsrede ausgearbeitet haben, da seinem kleinten sonst die
Todesstrafe droht. Gordianus gerät bei seinen Nachforschungen in ein Netz aus
Neid, Mißgunst und korruption, das bis weit in die politische Spitze um den
Diktator Sulla reicht: Chrysogonus, ein freigelassener Sklave und enger Freund
Sullas, hat sich den Besitz des Sextus bereits unter den Nagel gerissen. Da
Gordianus bei seinen Recherchen Dhrysogonus nicht schont, gerät der mutige
Detektiv in Lebensgefahr...
Dieser Fall ist authentisch. Zwar ist die Figur des Detektivs Gordianus
erfunden, den Gerichtsfall hat es jedoch gegeben. Was hier über die Spätzeit
der römischen Republik und über die Zustände Roms zu dieser Zeit vermittelt
wird, ist historisch stimmig und plastisch geschildert. Der Autor hat, wie im
Nachwort klargestellt wird, genau recherchiert. So wird deutlich, dass es in Rom
zur Zeit der Republik keine Polizei gab: eindrucksvoll schildert Saylor, wie die
Not armer Leute ausgenutzt wurde. Dies geschah etwa durch die historisch
nachgewiesenen Praktiken des Carsssius, brennende Häuser günstig aufzukaufen
oder abbrennen zu lassen. Beklemmend stellt Saylor das Bandenwesen in der
späten Republik dar. Diese Verbrecherbranden machten die Stadt unsicher. Sie
wurden von bestimmten Politikern protegiert, um Gegenspieler auszuschalten.
Mich hat jedoch besonders beeindruckt, dass der wirklicher Charakter Ciceros
ohne Beschönigung beschrieben wird. Saylors Cicerobild zeichnet einen
herrischen, hochfahrenden, aber auch verschlagenen Mann, der seinen Ruhm über
alles andere stellt und den Detektiv Gordianus nur für seine Zwecke benutzt.
Die echte Verteidigungsrede Ciceros im Falle des Sextus Roscius ist im
Buchhandel lieferbar. Saylor hat sie im wesentlichen in seinem Roman verwendet:
auch Chrysogonus war eine historische Figur. Ob die Anspielungen der Rede gegen
den Diktator Sulla allerdings im Jahre 80 v. Chr. wirklich auf dem Forum so
ausgesprochen wurden, oder ob Cicero diese Anspielungen nachträglich (nach
Sullas Sturz) in die Rede einarbeiten ließ, ist meines Wissens bislang nicht
geklärt.
Fazit
Wer an erzählter Geschichte und an historischen Kriminalromanen interessiert
ist, ist mit diesem Erstlingswert des Autors (meines Erachtens handelt es sich
hierbei um das beste Buch aus seiner Gordianus-Reihe) gut bedient.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 31. Dezember 2009 2009-12-31 14:16:42