Glück als offenes System
Heilsversprechen gab und gibt es viele auf dieser Welt und oft findet sich
hinter so manch marktschreierischen Titeln doch nur Tand. Diesem Buch allerdings
sollte man trotz des, wieder einmal, alles versprechenden Titels (und trotz
mancher Schwächen in den Ausführungen) eine Chance geben, denn die Autoren
überraschen durchaus zumindest mit ihrer ersten Definition von "Glück und
Reichtum". Auch wenn im Lauf der Lektüre doch wieder
"Mainstream-Glück" sich in den Vordergrund schieben wird.
Der Unterschied zu manch anderen "Glücksprogrammen" besteht zunächst
vor allem darin, dass Strelecky und Brownson nicht von sich aus vordefinierte
Größen für Glück und Reichtum setzen. Was für den einzelnen Menschen je
individuell beglückend sein könnte und wie der einzelne wiederum je
individuell "Reichtum" für sich definiert, das sind individuelle
Parameter, zu deren Entdeckung das Buch hilfreich sein möchte. In einer Welt,
in der "Reichtum" sofort assoziativ "viel Geld" bedeutet und
"Glück" allzu oft ebenfalls nur materiell gefüllt wird, bricht das
Buch mit seinem Ansatz eine Lanze für eine Reflektion und Erarbeitung zunächst
dessen, was die eigenen Werte (und damit Zielvorstellungen) wirklich sind, um
dann Impulse und Methoden anzubieten, diesen individuellen
"Glücksweg" auch wirklich möglichst erfolgreich zu gehen.
Andererseits, auch das muss bemerkt werden, halten die Autoren als
"typische Amerikaner" diese Vorgabe selbst nicht vollständig durch.
Immer wieder blitzt doch deutlich auf, dass "Erfolg" Assoziationen von
"viel Geld" durchaus mitschwingen lässt und eben doch auch
"machbar" ist, Differenzierungen im Rahmen seiner eigenen Vorgaben
hätten dem Buch hier durchaus gut getan.
An sich aber stimmt es und trifft sich mit der persönlichen Erfahrung.
Wirkliche Motivation, Leidenschaft, Begeisterung und, zu guter Letzt,
Befriedigung, findet der Mensch vor allem in solchen Tätigkeiten und
Zuständen, die ihm wirklich etwas bedeuten. Man muss also schon genau
hinschauen, welche Momente, Dinge, Zustände es sind, die in einem die Lust und
Leidenschaft entfachen und sollte sich nicht vorgefertigten Antworten und Zielen
eines "Zeitgeistes" unbedacht unterordnen. Denn "Wenn Sie nicht
wissen, was Sie wollen, werden Sie es auch nicht bekommen".
Zunächst also bietet das Buch Impulse und Anregungen, die eigenen Werte und
Ziele zu "entdecken" und zeigt dann auf, welche Wege möglich wären,
die eigenen Werte umzusetzen. Auch hier verspricht er keine "einfachen und
schnellen Lösungen", denn auf diesem Weg gilt durchaus auch:
"Scheitern Sie. Scheitern Sie schnell und scheitern Sie oft". Nicht,
damit der Schmerz sich breit macht, sondern um möglichst schnell und möglichst
vielfach Erfahrungen zu sammeln auf dem Weg zu den eigenen Zielen und
Möglichkeiten.
Und ein weiteres, grundsätzliches gilt auf diesem Weg, nämlich auf eine
"geduldige Weise unrealistisch zu sein". Sprich, die vorgegebene
Fahrbahnen, den vermeintlichen "Status Quo" tatsächlich auch mit
geduldiger Kraft ignorieren zu können. Entwicklung bedeutet ja immer,
"über das Vorfindliche hinauszugehen", also die zunächst gesetzte
"Realität" des Alltages zu durchbrechen.
Fazit
Auch wenn an einigen Stellen die Vorgaben und Ideen platt wirken, wenn hier und
da ein Appell zu dominant im Raume steht und nicht immer die Dinge so einfach
"umzudeuten" sind, wie es die Autoren vorschlagen ("Die Kunst des
Refraimings"), im Grundansatz bietet das Buch somit in ganz einfacher
Sprache (nicht unbedingt neue) Ideen mit durchaus auch befreiender Wirkung. Mit
(typisch) fehlenden Differenzierungen allerdings, mit so manchen Plattitüden
und zu hohen Vereinfachungen. Dennoch bietet das Buch, wenn man es mit Distanz
liest, einiges an Gewinn und Erkenntnissen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 08. März 2012 2012-03-08 13:16:23