"Man geht den Weg des Kriegers das ganze Leben." Richard S. Heckler
Auf dem Weg zu den legendären Gewürzinseln versenken Piraten das Schiff, auf
dem der 12-jährige Jack als Schiffsjunge arbeitet, nachdem sie die Mannschaft
getötet haben. Jack ist der einzige Überlebende. Unter den Toten an Bord ist
auch Jacks Vater, der seinem Sohn stets eingeschärft hatte, wie wichtig der
Portalan ist, das in Segeltuch eingeschlagene Buch mit seinen persönlichen
Karten Notizen. Im 17. Jahrhundert konnten Seeleute nur mit Hilfe eigener
Aufzeichnungen in unbekannten Gewässern navigieren und hüteten ihre selbst
gezeichneten Karten wie einen Schatz.
Jack kommt erst wieder zu sich, als sich eine weiß gekleidete Japanerin über
ihn beugt. Der Schiffsjunge findet sich in einer völlig fremden Welt, in der er
sich nicht verständigen kann. Er wurde offenbar von Masamoto Takeshi, dem Mann
mit dem vernarbten Gesicht, gerettet und lebt nun in der Familie Takeshi. Zum
Haushalt gehören ein Mädchen in Jacks Alter, Akiko, und der Sohn Yamamoto. Die
Frau, die Jack gepflegt hat, ist die Schwester des Hausherrn. Jack, der Gaijin,
der Fremde, ist so manches Mal Anlass dafür, dass Akiko in haltloses Kichern
ausbricht. Mit Akiko und Jack begegnen sich zwei Kinder, die sich noch nicht in
einer gemeinsamen Sprache verständigen können. Noch ist Jack fest
entschlossen, Japanisch zu lernen, damit er später zur See zu fahren und in
seine Heimat zurückkehren kann. Allmählich findet der junge Engländer sich
mit Akikos Unterstützung in der ungewohnten Umgebung zurecht. Er stellt fest,
dass Masamoto und er einen gemeinsamen Feind haben, den Mann, der Jacks Vater
getötet hat. Das überschaubare Leben im Haushalt der Takeshis endet, als der
Hausherr alle drei Kinder Jack, Akiko und seinen Sohn Yamamoto
in seiner Schwertkampfschule in Kyoto ausbilden lässt. Sie werden in
Schwertkampf, Bogenschießen und Selbstverteidigung von Meistern ihres Faches
ausgebildet und müssen sich in regelmäßiger Meditation üben. Akiko erweist
sich zu Jacks verblüffung als entschlossene Kämpferin; und an der Schule lehrt
eine Meisterin im Bogenschießen. Als Fremder wird Jack zum Ziel des Spotts
seiner standesbewussten Mitschüler. Wie kann ein Gaijin sich einbilden, dass er
eines Tages ein Samurai sein wird!
Aus der Perspektive des Fremden, der sich im Japan des 17. Jahrhundert
zurechtfinden muss, führt uns Chris Bradford in die Welt der Samurai. Der
gleichaltrigen Akiko fällt die Rolle der Vermittlerin zwischen den Welten zu.
Der inzwischen 13-jährige Jack muss sich während seiner Ausbildung
alltäglichen Konflikten stellen, die jungen Lesern der Neuzeit aus dem
Schulalltag vertraut sind. Die Aufmerksamkeit des Autors gilt besonders Jacks
Ausbildung im Kampf ohne Waffen, den er als erfahrener Kampfsportler
glaubwürdig in allen Details beschreibt. Weniger gelungen finde ich die
Kampfszenen in der ersten Hälfte des Buches. Während Jack schon zu Beginn der
Handlung im Haus Takeshi mit Übungsschwertern trainiert, widmet Bradford den
Bewegungsabläufen des Schwertkampfes leider noch wenig Aufmerksamkeit und
beschreibt die Vorgänge viel zu knapp. Erst während Jacks Ausbildung in Kyoto
konzentriert der Autor sich ausführlicher auf die Bewegungsabläufe beim
Führen eines Schwertes.
Fazit
Mit Jack, der sich in einer Gruppe Gleichaltriger aus standesbewussten
Samurai-Familien durchsetzen muss, können sich junge Leser leicht
identifizieren. Am Schluss des ersten Bandes steht Bradfords junger Held noch am
Beginn seines Lebensweges als Krieger und weckt Neugier auf weitere Abenteuer.
Die Samurai-Trilogie richtet sich an Jugendliche ab 12 Jahren und ist auch
jüngeren Lesern empfohlen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 26. November 2009 2009-11-26 09:47:09